Review

Kevin Morby

City Music

Dead Oceans • 2017

Bei Woods agierte Kevin Morby noch eher in der zweiten Reihe, mit The Babies emanzipierte er sich dann als Songwriter und mit »City Music«, dem zweiten Solowerk innerhalb von zwei Jahren, spielt er sich nun so richtig frei. Als Kompagnon zum zurecht gefeierten »Singing Saw« konzipiert, sind die Ruhelosigkeit und die Spuren, die unterschiedliche Städte in Kevin Morby hinterlassen haben, noch immer Hauptthema – und damit natürlich tief drin in Tradition und Mythos von Americana: Bahnlinien und Highways als Wegenetz durch einsame Gebirgszüge und endlose Weiten, das lange Unterwegs-Sein, das Ankommen und auch der erneute Aufbruch sind wiederkehrende Bilder. Im Fiebertraum der Großstadt heult Morby den Mond an (»Come To Me Now«) oder sieht das Leben wie eine Zugfahrt (»Aboard My Train«). Dieses vagabundierende Lebensgefühl gießt Morby lakonisch in so eingängig wie eigensinnige Songs zwischen Dylan und Velvets, wobei ihm gelingt, seine Vorbilder nicht mehr so offensichtlich wie früher zu zitieren. Auch ist sich Morby seiner Stärken und vor allem auch seiner Limitierungen bewusst, er kennt seinen Stimmumfang und weiß, welche Gitarrensoli er spielen kann. Zumal er mit Meg Duffy (Hand Habits) noch jemanden zur Hand hat, der mit sechs Saiten umzugehen weiß. Die gab zur Entstehung von »City Music« zu Protokoll, dass sie und Drummer Justin Sullivan gleichberechtigt mit Morby an den Arrangements arbeiteten. Nach einigen Solo-Werken deutet sich nun also die Tendenz zurück zum Band-Kontext an – ganz alleine fremde Städte unsicher machen, ist dann auf Dauer vielleicht doch etwas eintönig.