Review

Visible Cloaks

Lex EP

RVNG Intl • 2017

Musik folgt in der Regel bestimmten Gesetzen. Auf jeden Fall den Gesetzen der Akustik. Seien sie nun mechanisch hervorgerufen oder im Computer simuliert. Um eine Art neuer »Gesetze« geht es anscheinend dem Duo Visible Cloaks aus Portland auf seinem Mini-Album »Lex«, dem zweiten in diesem Jahr nach ihrem herausragenden »Reassemblage« Was sie dort an virtueller japanischer Musik durchdeklinierten, erweitern sie jetzt auf eine neue globale oder im handfesten Sinn universale Tonsprache. Eine, in der digitale Melodien mit glasklarer Sanftheit durch unbegrenzte Kulturräume flirren, Computerethnoperkussion auf Handclaps und ungreifbar-wattige Akkorde trifft. Dazu erklingen schon mal die Stimmen von Aliens, die oft wie Asiaten sprechen. In unterschiedlichste Richtungen öffnet sich dieser Kosmos aus dem Rechner, man kann einem Universum beim entstehen zuhören. Hier ist nichts abgeschlossen, es sind erste Schritte, vorsichtig, Wege werden beschritten, ohne vollständig zurückgelegt zu werden. Dass das alles nicht fertig ausbuchstabiert erscheint, ist da nur folgerichtig. Und friedlich geht es hier zu. Eine schöne Utopie. Dass es so schnell (knappe halbe Stunde) wieder vorbei ist, muss nicht traurig stimmen. Da kommt sicher noch was nach.