Review

T. Honda

What’s Going On

Jazz Room • 1973

Takehiro Honda war zeitlebens eine der prägenden Figuren der japanischen Jazzszene. Als Komponist, Arrangeur und Pianist konnte ihm in Japan kaum jemand das Wasser reichen. Aber auch weltweit war Honda-San gefragt und beliebt, wie etwa das Album mit dem kürzlich verstorbenen deutschen Saxofonisten Gerd Dudek beweist. T. Honda war keiner, der sich kurzsichtig gab, sondern immer ein Auge auf das amerikanische und europäische Geschehen hatte – auch zu Zeiten, als sich die J-Jazz-Szene vom globalen Hub abgekoppelt hatte. Umso mehr begeisterte ihn die Funk- und Soul-Jazz-Welle, die Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre durch Amerika schwappte. So heißt das nun wiederveröffentlichte, 1973er Album nicht zufällig »What’s Going On«, sondern bezieht sich natürlich auf den Marvin-Gaye-Klassiker von 1971. In der Interpretation des japanischen Profis wird aus der Hymne der Bürgerrechtsbewegung eine Big-Band-Ballade mit dialogischen Momenten zwischen Klavier und Bläsern. Auch die anderen Instrumentalversionen von Hits wie Otis Reddings »Sitting on a Dock« überzeugen durch geistreiche Auseinandersetzungen mit dem Originalmaterial; die Gesangspassagen werden meist in lockere Piano-Ideen umgesetzt. Das klingt vor allem wie der Soundtrack zu einem englischen BBC-Film, der nie gedreht wurde. Library-Qualitäten treffen auf Charme, und das eine oder andere samplebare Riff ist auch dabei. Geheimtipp.