Webshop ► Vinyl 2LP Eminems Alben sind auch in diesem Jahrzehnt wie Neubausiedlungen. Eins A Energiewerte, Fußbodenheizung, Top Preis-Leistungsverhältnis, Tiefgaragenstellplatz und viertelstündige Busverbindung in den Stadtkern, aber an seelenloser Tristesse nicht zu überbieten. »Music To Be Murdered By« ist wieder ein formales Meisterwerk für Menschen, die sich nach einer Rap-Ausgabe der Stiftung Warentest sehnen.
Webshop ► Vinyl LP Lil Babys »My Turn« ist hingegen tiefentspanntestes Victory Lapping und auch deswegen so eine Antithese zu Eminem, weil hier nichts auf metrischem Gewichtheben und Achtfach-Reimen basiert, sondern auf dem melodiösen Selbstverständnis, das zumindest die zweite Hälfte des letzten Jahrzehnts zur Thugga/Future-Ära gemacht hat. Boomer würden das Spotify-Rap nennen und dabei wieder die Pointe verpassen.
Webshop ► Vinyl LP Denzel Curry will nicht so recht in das obige Schema passen, dennoch klingt er gemeinsam mit Kenny Beats auf »Unlocked« das erste Mal ansatzweise bieder. Während »Zoo« vor kurzem noch einen Florida-Sound entwarf, der ganz alleine Curry gehörte, klingt das hier weitgehend wie eine an einem Nachmittag abgeschlosse Soundcloud-Schnitzeljagd.
Webshop ► Vinyl LP Wesentlich gehaltvoller hingegen ist »Nevaeh«, Hyperdubs 2020er Ausflug in dekonstruierten R&B, in dem Mhysa nicht nur eine Genderbinaritätenbefreiung anstößt, wie sie für R&B immer noch nicht selbstverständlich ist, sondern auch olle Kammellen wie »When The Saints Go Marching In« radikal neu kontextualisiert werden. Ein Album, das in der Theorie besser ist als in der Praxis, mit »Sanaa Lathan« aber auch einen der klügsten Trap-Banger der letzten Jahre beinhaltet.
Webshop ► Vinyl LP Ebenfalls Hyperdub, aber Walzer. So zumindest der offenbar angeborene Alman’sche Reflex auf Dreivierteltakte, wie sie sich Doon Kanda auf »Labyrinth« zurechtlegt. Wobei diese den Cyberbarock des Albums zwar unterstreichen, aber verglichen mit den teilweise opulenten Melodiefiguren doch eher in den Hintergrund treten. Der perfekte Soundtrack für Guadagninos »Suspiria« Remake, aber es musste ja Thom machen.
Webshop ► LP Zu Grimes als surrealste A-Plus-Prominenz möchte ich an dieser Stelle eigentlich gar nichts sagen, aber die Teslaisierung von »Miss Anthroposcene« lässt sich unglücklicherweise nicht immer vollständig ausklammern. Das ist insofern zumindest für mich ein Problem, als dass Grimes’ Musik pre-Musk vor allem auch von absoluter Copy/Paste-Freiheit lebte, einer Art Makro-Kuratierung, in der die Privatperson Grimes als relatabler Metakommentator bereitstand, so weit zumindest die Illusion. Jetzt steht hier halt hinter immer noch klugem Songwriting assoziativ direkt der Dow Jones und diese Ratlosigkeit, ob man bei »Ethereal Nu Metal« dabei sein sollte oder nicht.
Webshop ► Vinyl LP King Krule ist Vater geworden und wenn man als Vater Alben macht wie »Man Alive«, sollten sich alle Empfängniswilligen sofort drei Monate zum Schnackseln einsperren. Hier ist männliche Verantwortungsanxiety fühlbar und gleichzeitig ihrer eitlen Schmockhaftigkeit preisgegeben, verpackt in ein Stadt-Land-Narrativ und rüden (Post) Punk. Schon der Coolste einfach.
Webshop ► Vinyl LP Caribou kann ja nichts dafür, dass sich Fintec-Heinis vermutlich immer noch auf seine letzten beiden Alben berufen, wenn man sie fragt, ob sie eine Seele haben. Gleichzeitig ist es natürlich 2020 schon ein bisschen schwer sich einfach hinzustellen und zu sagen: ey, Caribou hat ein voll okayes Album gemacht, mit dem üblichen Falsettgeschmonze über aerodynamisch gefönte Sound Signature- und Stones Throw-ismen, quasi der kanadische DJ Koze, alles prima in Ordnung, come on. Mach ich hiermit jetzt mal, aber natürlich würde ich niemandem raten, das ebenfalls öffentlich zuzugeben.
Selbiges gilt im Grunde auch für Nicolas Jaar, der nächsten Identifikationsfigur für dubiose Luftpumpen, aber auch der hat als Against All Logic ein prima Rave-Album gemacht und sich endlich von diesen tiny ass Drums verabschiedet, die ich immer als erstes anführe, wenn ich mir hastig Abgeklärtheit zufächern muss.
Webshop ► Vinyl LP Vermutlich bereue ich diesen Abschnitt genau so wie die beiden vorherigen, aber es gibt glaube ich kein Album von Squarepusher, das ich gerne höre. Das tut mir besonders leid, weil die Kollegen Hinz (Häh?, Anm. von Hinz) und Pacholsky (Stimmt!, Anm. d. Red.) schon so lange plausibel erklären warum dem nicht so sein kann. »Be Up A Hello« ist jedenfalls das neueste Squarepusher-Album, das ich nicht gerne höre und wie immer weiß ich, dass das meine Schuld ist.
Webshop ► Vinyl LP Dafür mag ich das erst vor kurzem gesprechstundete Album von Beatrice Dillon mittlerweile nochmal 40% lieber als vor einem Monat, wobei ich immer noch sagen würde, dass »Workaround« schon arg Journo-Bait ist und in seiner Unfehlbarkeit immer noch ein kleines bisschen nervt. Trotzdem eines der ersten essentiellen Alben des neuen Jahrzehnts.
Webshop ► Vinyl LP Auch im besten Sinne baity ist »1819«, das zweite Album von Smagghe & Cross für Offen Music, auf dem sich das Duo wieder extremst reduziert, aber komplett klischeefrei an hochbrauigen Genres abarbeitet, aber nie ins Dozieren abdriftet. Natürlich ist dubbig-droniger Ambient auch immer ein Safe Space, aber was »1819« von der schnöden Bandcamp-Avantgarde unterscheidet, ist ein fast schon staatsmännischer Klassizismus.
Webshop ► Vinyl 2LP Moderner und glatter hingegen das Sounddesign auf Rroses Teil der siebten Folge »Air Texture«, auf der C- und D-Seite tritt Silent Servant dann allerdings mit Carpenter-Arpeggios und stählernen Brustmuskeln ein bißchen ins Fettnäpfchen.
Webshop ► Vinyl LP Geil, Altman. Geil, Jazz. Nick Malkin ist sich auf »A Typical Night In The Pit« nicht zu schade, die ganz großen Referenzklopper zu bemühen, besonders weit ist es vom Valley zum Mulholland Drive ohnehin nicht. Eines dieser großen Soundtrack-Alben für den Film, den es nicht gibt.
Webshop ► Vinyl LP Nochmal Jazz, aber eher aus der Avantpop-Ecke vom Tara Clerkin Trio, bereits geadelt von den Londoner Geschmackmacherz. Das klingt dann stellenweise so als spielten F Ingers ein Konzert für ihre zartbesaiteteren Familienangehörigen, aber ich mag das ja, wenn da auf einmal Harmonien in die Dissonanzen krachen.
Webshop ► Vinyl LP Auch auf Courtesy’s Labesampler finden sich diese Aughts-Pop-Momente, wenn gleich Kulor 06 ästhetisch schon eher von PAN-Abstraktion und der PC-Music Farbpalette geprägt ist. Ein kurzweiliger Einblick in die Kopenhagener Szene diesseits der 145 BPM, aber auch noch etwas unsicher ohne die allmächtige Bassdrum.
Webshop ► Vinyl LP Pop im wavigsten Sinne dann auch noch auf der Mini-LP von Reymour, einem Brüsseler Duo, das sich gemerkt hat, was eigentlich die wichtigste Lehre aus der ganzen Vasicka- und VOD-Aufklärung bleibt: verhuschte französische Vocals + rumpelige Drums + Vintage Synths = HitsHitsHits.
Webshop ► Vinyl LP Borusiade spielt derweil weiterhin ihre gotische Interpretation von EBM und Synth-Pop, dieses Mal über Dark Entries. Vor allem deswegen interessant, weil Borusiade lyrisch durchaus interessante Aphorismen und Leerstellen mit in den Keller nimmt, anstatt sich auf die genretypischen tölpeligen Phrasen zu verlassen.
Webshop ► Vinyl 4LP Ich traue mich kaum es zu schreiben, aber »You Want« ist das erste Album von Omar-S, von dem ich ernsthaft enttäuscht bin. Dabei gab es, auf mächtige 4LPs verteilt, noch nie ein so stilistisch variables Album von Alex O. Smith. Vielleicht aber ist genau das das Problem: Omar-S kann vieles besser als andere, aber nach 60 Maxis und 6 Alben weiß man irgendwann nicht mehr genau was genau.
Webshop ► Vinyl LP Dabei hätte »You Want« das werden sollen, was nun »Junipero« von Huerta geworden ist: dieses quirlige House-Album, mit dem man den hinterfotzigen Februar beerdigt, saccharine Chords umarmt und sich jeden Tag freut wie sehr zwei Tageslichtstunden mehr uns alle zu einfältig beseelten Primaten machen. Zweitbestes House-Album des Jahres (nach Tase) und erstbester Corona-Defibrilator.
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