Aaron Frazer – 10 All Time Favs

07.01.2021
»Introducing« heißt das erste Soloalbum von Aaron Frazer. Als Schlagzeuger von Durand Jones & The Indications ist er aber längst kein unbekannter. Musikalisch geht’s in die Sechziger. Uns sagt er, was ihn wirklich musikalisch geprägt hat.

Der erste Eindruck zählt. Wenn sich Aaron Frazer vorstellt, schmiert er sich Pomade ins Haar, legt eine Motown-Platte aus den Sechzigern auf und tiriliert in einem Falsett, bei dem sich jeder Jüngling vor Ehrfurcht in die Hose schifft. Mit »Introduction«, seinem Solodebüt, lässt er nicht nur eine, sondern einen ganzen Stapel an Visitenkarten liegen. Zufällig, könnte man meinen. Dabei ist der Mann mit der Schmalzlocke kein dahergelaufener Pseudo-Elvis, der sich versehentlich in den Schritt greift. Aaron Frazer ist eher der Typ, mit dem man nach fünf Milchshakes im Diner den Swag aus Cowboystiefeln presst. Aufgewachsen in Bloomington, Indiana, drückt ihm seine Mutter mit neun Jahren zwei Drumsticks in die Hände. Zu Hause drehen sich Platten von Jackson Five und Carole King. Mit zehn verliert er seine Unschuld – als für ihn das erste Mal Jay-Z aus dem Radio klackert. »Als ich Hip-Hop hörte, hat das meinen Kopf total erleuchtet«, sagt Frazer im Gespräch mit Liv Toerkell. Am College gründet er mit Freunden die Soul-Band Durand Jones & The Indications Seitdem sitzt er hinterm Schlagzeug und hat irgendwann von Black Keys-Scheiben gelernt, wie man so klingt, als käme man aus dem Nashville der Sixties und nicht aus Brooklyn Nine-Nine. Passt also, dass Frazer für sein Solodebüt in die Country Music City reiste, um im Easy Eye Studio aufzunehmen. »So gut am Schlagzeug zu sein und gleichzeitig so zu singen, das hat mich voll gepackt«, sagt Dan Auerbach. Der Frontman der Black Keys muss es wissen. Immerhin hat er mit Frazer zusammengearbeitet und ihn angeleitet, nicht nur den eigenen Soul-Einflüssen, sondern auch der Liebe zum Gospel und Hip-Hop genügend Platz auf der Scheibe einzuräumen. Und das merkt man: »Introducing« hört sich so an, als hätte man auf Discogs ein unentdecktes Stax-Talent der späten 60s ausgegraben, frisch aufpoliert und mit dem Wissen um die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts in die Gegenwart gebeamt – mit dem Unterschied, dass Aaron Frazer seine eigenen Beats mitbringt. Welche Platten ihn sonst noch geformt, gebessert und gebildet haben, hat er uns exklusiv verraten.

Curtis Mayfield
Curtis
Rhino • 1970 • ab 21.99€
Aaron Frazer: Die Geschichte hinter Connie Converse ist ebenso faszinierend wie die Musik selbst. Eine Folk-Musikerin in NYC vor dem Folk-Revival, die spurlos verschwand und nur diese bezaubernde Sammlung anspruchsvoller Folksongs zurückließ. Allesamt auf der Akustikgitarre in der Küche ihrer Freundin eingespielt, haben Connies Songs mehr mit George Gershwin als mit der Harry Smith-Anthology zu tun. Einige der schönsten, herzzerreißenden Singer-Songwriter-Songs, die je gemacht wurden.

Link Wray – Link Wray (Polydor) (1971)
Aaron Frazer: Aufgenommen in einem Hühnerstall auf 3 Spuren (ein Kanal war defekt), zeigte Link Wray, dass seine Stimme ebenso viel Kraft und raue Schönheit transportieren konnte wie sein ikonischer Gitarrenton. Es ist voll von Songs, von denen Van Morrison, Mick Jagger und The Band sicher wünschten, sie hätten sie geschrieben.

Jay-Z – Reasonable Doubt (Roc-a-Fella Records) (1996)
Aaron Frazer: Der Inbegriff von anspruchsvoller Coolness. Auf seinem Debüt trägt Jay Z den Schwung, den Stil, den Witz und die Bedrohung von Frank Sinatra in seinen besten Zeiten. So verdammt gut von vorne bis hinten, dass es der Standardträger dafür ist, sich selbst treu zu bleiben und gleichzeitig den Code des kommerziellen Appeals zu knacken.

The Beatles
The Beatles White Album 50th Anniversary Deluxe Edition
Capitol • 2018 • ab 99.99€
Aaron Frazer: Ich weiß, dass viele Leute sagen würden, dass es nicht »cool« sei, eine Beatles-Platte zu wählen, aber Platten wie das »White Album« sind aus einem bestimmten Grund allgegenwärtig. Normalerweise fühlen sich Doppelalben so an, als ob sie auf eine einzige Scheibe hätten getrimmt werden können. Aber dieses ist so vollgepackt mit unverzichtbaren Songs in einer so wilden Bandbreite von Stilen – jede Hälfte allein könnte es mit den besten Platten der meisten Künstler aufnehmen.

Marvin Gaye
I want you
Motown • 1976 • ab 15.99€
Aaron Frazer: Nur wenige Musiker haben einen so unverwechselbaren Klang geschaffen. Seine Komplexität hat nie die Sinnlichkeit gemindert. Es fühlt sich an wie ein warmes Bad bei Kerzenlicht – einladend und luxuriös.

Aaron Frazer
Introducing ... HHV Exclusive Transculent Pink Glass Vinyl Edition Slipmat Bundle
Dead Oceans • 2021 • ab 25.99€