Crumb – 10 All Time Favs

04.05.2021
Seit ihrem Debüt 2019 gelten Crumb als eines der heißesten Feuer in der Musiklandschaft. Nun ist ihr neues Album »Ice Melt« erschienen. Die Gelegenheit sie nach 10 Schallplatten zu fragen, die sie geformt, gebessert und gebildet haben.

Crumb existieren erst seit ein paar Jahren und gelten schon als Nachfolger von Tame Impala. 2015 habe man sich an der Tufts University getroffen – eines der besten Colleges der USA. Lila Ramani schrieb Gedichte in der High School und am Campus erste Demos für Songs. Brian Aronow, Jesse Brotter und Jonathan Gilad lauschten Black Sabbath und Pink Floyd. Als Zimmernachbarn teilten sie ihre Playlists auf Spotify. Aus vier College-Kids wurden Crumb. Erste EPs erschienen auf kleinen Labels, die Band spielte in Bars um Boston. Im Sound schimmerten Palmen, Sonnenuntergänge und Pastellfarben durch. Als 2019 ihre Debütplatte »Jinx« erschien, gelang Crumb der Durchbruch. Festival-Auftritte in Europa folgten. Am College arbeitete man an neuen Songs. Ihr Stil mäandert wie die Ausläufer des Rheins. Nichts ist starr, nichts bleibt fix. Der Sound von Crumb ist wie ein Set aus Aquarellfarben als psychedelischer Trip, den man nicht festhalten kann; der sich aus den Augen gießt und in die Ohren wandert. Als »Zeitstempel« bezeichnen Crumb ihre Songs, wenn sie auf Platten gepresst werden. »Es ist danach nicht vorbei, sie verändern sich weiter«, sagt Lila Ramani zu Loud & Quiet Kein Wunder, dass sich die Band für ihr zweites Album mit Wasser beschäftigt hat. Flüssig im Denken zu sein, starre Denkmuster auszuspülen, den Geist floaten zu lassen – wenn Crumb von »Ice Melt« sprechen, plätschert im Hintergrund ein Wasserfall. Für die zweite Platte habe man viel herumexperimentiert. Nicht nur am Sound. »Einmal nahmen wir ein Mikrofon, stülpten ein Kondom drüber und steckten es in einen mit Wasser gefüllten Eimer«, sagt Bassist Jesse Brotter in einem Interview mit dem Rolling Stone »Als wir aufnahmen, erhielten wir einen Unterwassereffekt, den man mit der ursprünglichen Klangquelle mischen konnte.« »Ice Melt« ist ein Kind der 2020er, der Stil ein Zeugnis der eigenen Kindheit. Als hätte man MGMT und Connan Mockasin im Bälleparadies vergessen, werfen Crumb mit leuchtenden Farben, verschmieren sie – und basteln eine Platte, die ihre Gestalt verändert. Immer und immer wieder. Welche Musik die Band geformt hat, erzählen sie uns hier und heute.

The Kinks
Lola Versus Powerman And The Moneygoround, Part 1
BMG/Sanctuary • 1970 • ab 25.99€
Jesse Brotter: Ich liebe die Kinks für ihre Unverfrorenheit und ihre unerhörte Art, sich über die Musikindustrie lustig zu machen, während sie die Songs unglaublich ernst nehmen. Ich denke immer daran, wie dieses offensichtlich gefeierte Album wirklich schwere Themen der nuklearen Apokalypse, der menschlichen Gier und der Isolation mit einprägsamen Pop-Hooks und kaskadenartigen brüderlichen Harmonien gegenüberstellt.

Scientist
Rids The World Of The Evil Curse Of The Vampires
Dub Mir • 1981 • ab 24.99€
Jesse Brotter: Ein guter Freund hat mir dieses Album in der High School gezeigt. Es veränderte für immer die Art und Weise, wie ich über den Einsatz von Hall und Delay in der Musik dachte und weiterhin denke. Ich bin kein sehr kundiger Dub-Hörer, deshalb bin ich froh, dass sich dieses Album in mein Leben geschlichen hat.

Diana Ross
The Boss
Motown • 1979 • ab 11.99€
Brian Aronow: Dieses Album hat meine Mitbewohnerin und mich im Alleingang durch diesen langen, kalten Winter in New York gebracht. Wir tanzten ständig zu meinem Lieblingstrack »It’s My House«. Dieses Album kann dir ein leichtes Gefühl geben, selbst wenn sich die Dinge düster anfühlen.

Antonio Carlos Jobim
Stone flower
CTI • 1970 • ab 15.99€
Brian Aronow: Ich bin seit ein paar Jahren von diesem Album hingerissen. Ich liebe die Arrangements – die Melodien, die von den Rhodes, zu den Streichern, zu den Bläsern und zum Gesang auf eine Weise driften, die sich so mühelos anfühlt. Es ist so aufgenommen, dass man sich mit geschlossenen Augen in einem großen Raum mit lebhaften Farben oder an einem Strand in Palm Springs in den späten Sechzigern wiederfindet.

John Coltrane Quartet
Crescent
Impulse! • 1964 • ab 6.99€
Brian Aronow: Dieses Album ist für mich so ergreifend. Ich erinnere mich, dass ich vor ein paar Jahren ein paar Stücke davon auf dem Saxophon gelernt habe und zu Tränen gerührt war, als ich übte. Ich denke, es gibt etwas wirklich Besonderes und Ausdrucksstarkes daran, wie sich die Zeit in diesem Album zu bewegen scheint.

Broadcast
Haha Sound
Warp • 2003 • ab 52.95€
Lila Ramani: Ein Freund empfahl mir Broadcast vor ein paar Jahren, und seitdem bin ich in ihre Musik verliebt. Ihre Texte und Melodien auf diesem Album schwingen echt bei mir mit und die Synthie-Sounds blasen mich um. R.I.P. Trish Keenan, eine Legende.

Cesaria Evora
Cafe Atlantico
Pure Pleasure • 1999 • ab 39.99€
Lila Ramani: Meine Eltern haben dieses Album so ziemlich jeden Abend gespielt, als ich aufgewachsen bin, während sie das Abendessen gekocht haben. Ich glaube, ich kenne wahrscheinlich den gesamten Text, obwohl ich die Sprache weder spreche noch verstehe. Ihre Stimme gibt mir dieses spezielle warme, melancholische Gefühl, das ich bei keiner anderen Musik verspüre.

Erykah Badu
Mama's Gun
Motown • 2016 • ab 31.99€
Lila Ramani: Ich habe mir dieses Album eine Millionen Mal angehört, besonders als ich anfing, Musik zu machen. »…& On« ist eines meiner Lieblingsstücke aller Zeiten.

Slipknot
Slipknot
Roadrunner Records • 1999 • ab 399.99€
Jonathan Gilad:Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mir das letzte Mal das ganze Album angehört habe, aber die ersten sechs Tracks höre ich mir wahrscheinlich alle zwei Wochen an. Das Intro zu »Eyeless« ist genial.

Burial
Untrue
Hyperdub • 2007 • ab 23.99€
Jonathan Gilad: Es gab einen Punkt während dieser Pandemie, an dem ich jedes Wochenende meine Freunde an der West Side besuchte. »Untrue« war mein Lieblingsalbum auf dem Rückweg. Nach wie vor offenbart jedes Hören eine neue Schicht.

Crumb
Ice Melt Black Vinyl Edition
Crumb • 2021 • ab 24.99€