Percee P – Oldschool, Fast-Rap & Grassroots

20.09.2007
Foto:Joao Canziani Stones Throw
Wenn im Oktober sein Debüt __Perseverance__ erscheint, dann sind an die zwanzig Jahre vergangen, seitdem Percee P erstmals jene Bildfläche betreten hat, die den HipHop-Zirkus spiegelt.

Percee P veröffentlichte 1988 seinen ersten Tonträger, Anfang der 1990er Jahre gab es dann einen kleinen Hype um den New Yorker Fast-Rapper, der 1992 mit der Single Lung Collapsing Lyrics auf Big Beat seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Denn der Durchbruch blieb aus. Man hörte nur noch wenig von Percee P, bis er Ende der 1990er Jahre mittels einer Straßen-Guerilla-Kampagne sein Schicksal selbst in die Hand nahm. Vor Fat Beats Records schlug er sein Lager auf und verkaufte dort seine CDs und Oldschool Tapes. Das machte ihn im Laufe der Jahre zu einer lokalen Institution und einem New Yorker Phänomen. Wenn Im Oktober, zwanzig Jahre nach seinem ersten Release, sein Debüt-Album »Perseverance« auf StonesThrow erscheint, wird sich an dieser Praxis nichts ändern. Aber man muss nun nicht mehr nach New York pilgern, um seine Musik zu bekommen.

»Wir waren 2002 in New York und ein DJ bei Fat Beats fragte mich, was ich gerne höre. Ich erwähnte Percee P und er sagte mir, dass Percee P, da draußen vor der Tür steht. Ich ging raus und kaufte ein paar CDs von ihm, so lernten wir uns kennen. Das unglaubliche: Er hatte kein Label. Das erzählten wir dann Peanut Butter Wolf und so kam er zu StonesThrow«

Wildchild«
Entdeckungsgeschichte
Percee P wuchs in den 1970er Jahren in den Patterson Houses Projects in der Bronx auf. Hip Hop und seine Vorboten erklangen aus den Fenstern seiner Nachbarschaft und verschafften sich so Zutritt zu seinen Gehörgängen. Mit 10 Jahren ergriff er das Mikrofon und ließ es fortan nicht mehr los. Der Albumtitel »Perseverance« (dt. Ausdauer), kommt schon fast wie schwarzer Humor daher, wenn man sich die Liste derer anschaut, mit denen er sich das Mikrofon teilte: Lord Finesse, Rhyme Fest, Kool Keith, Pharoahe Monch, C Rayz Walz, Aesop Rock, Jurassic 5, Jedi Mind Tricks, Edan, Lootpack. Ein Autor der Webseite Cocainblunts.com fasst es so zusammen: »Neben Big Daddy Kane ist er einer der krankesten Fast-Rapper, der jemals das Mic berührt hat. Aber da er nur achtzehn Strophen in ebenso vielen Jahren aufgenommen hat, kennen ihn leider nur die wenigsten.« Aufgenommen hat er dann doch mehr in den letzten 18 Jahren. Erreicht hat das Zeug allerdings nur die wenigsten. Warum musste es also mit dem Album zwanzig Jahre dauern? Ist das gerecht? Minimale bis ausgleichende Gerechtigkeit wäre es, wenn mit StonesThrow nun endlich zusammenkommt, was zusammen gehört: »Wir waren 2002 in New York und ein DJ bei Fat Beats fragte mich, was ich gerne höre. Ich erwähnte Percee P und er sagte mir, dass Percee P, da draußen vor der Tür steht. Ich ging raus und kaufte ein paar CDs von ihm, so lernten wir uns kennen. Das unglaubliche: Er hatte kein Label. Das erzählten wir dann Peanut Butter Wolf und so kam er zu StonesThrow«, berichtet Wildchild.

Durchhaltevermögen
Und auch wenn Percee P auf die vierzig zugeht, in Sachen Beharrlichkeit muss da erstmal ein jüngerer mitkommen: »Ich bin immer noch jung für einen Musiker, wenn man Jazz, Soul oder Country betrachtet. Im Hip Hop oder auf dem normalen Arbeitsmarkt ist man mit 30 Jahren schon alt. Das ist ein großer Fehler. Denn mit dem Alter kommt auch mehr Erfahrung. Man häuft Wissen an, gewinnt Erkenntnisse. Erst dann hat man viel anzubieten, diese Reife fehlt uns«, findet Percee P. Und auch wenn er kein Album bei Stones Throw oder sonst wo rausbringen könnte, würde er doch immer weiter rappen. Eine Erkenntnis die ihn von jeglichem Druck befreit. Darin sieht er einen ganz klaren Unterschied zwischen sich und anderen Rappern. Seine Kontinuität gibt ihm Sicherheit. »Worauf warten all die Rapper, die kein Label haben? Und selbst wenn du ein Label hast, solltest du dich nicht einzig darauf verlassen. Das ist auch Teil meiner Definition von Underground: dein eigenes Ding machen, ohne Hilfe von außen. Denn was die anderen machen, kann morgen schon was anderes sein. Und so gibt es dann immerhin ein paar Leute mehr, die deine Musik zu hören bekommen.«

»Die Leute haben mich oft gefragt, ob ich keinen richtigen Job habe, doch für mich ist gerade das ein richtiger Job. Ich mache, was ich immer machen wollte, und das machen die meisten Menschen nicht. Sie machen das was von ihnen erwartet wird.«

Percee P
Binsenweisheiten
Percee P ist kein Intellektueller oder Rethoriker, er könnte einigen sogar naiv vorkommen, doch er merkt sehr genau, wann man ihn an der Nase herumführen möchte. Er weiß, dass seine respektvolle Gutmütigkeit, ihm gerne als Schwäche ausgelegt wird: »Ich weiß was ich an mir habe. Ich zeige immer viel Liebe und Respekt. Nur weil ich ein Mann bin, muss ich nicht aggressiv sein, aber wenn es sein muss, sage ich auch meine Meinung. Die Leute haben mich oft gefragt, ob ich keinen richtigen Job habe, doch für mich ist gerade das ein richtiger Job. Ich mache, was ich immer machen wollte, und das machen die meisten Menschen nicht. Sie machen das was von ihnen erwartet wird. Ich habe kein Problem damit meine CDs zu verkaufen. Ich arbeite für mich selbst, für meinen Traum. Das ist wichtig.« Da Percee P nicht dem Hype traut, sondern den Grassroots hat er sicherheitshalber schon mal geheiratet und seinen Lebensmittelpunkt um Frau und Stiefkinder erweitert. Inzwischen lebt er auf der Sonnenseite in Kaliforniern. Er liest dort immer noch gerne Wörterbücher und hört alte Soul-Platten. Dieser Fast-Rap-Pionier und Grassroots-Veteran ist kein Message-Rapper, aber trotzdem hat er eine Meinung und Haltung, die nicht von seinen Texten zu trennen ist. Die könnte auch dafür verantwortlich sein, dass er sich mit der Industrie bisher nicht arrangieren konnte: »Lasst euch von niemandem sagen, dass ihr nichts wert seid. Du selbst bestimmst, was du Wert bist! Lass dich nicht limitieren oder dir erzählen du könntest es nicht schaffen. Wenn ich es schaffe, dann kann es jeder schaffen«.