Eskmo – Das Rauschen im Walde

28.07.2011
Foto:Benjamin Menedetter
Die Natur ist ein großer Einfluss für Eskmo, bekannt durch seine komplexen, durch Langsamkeit gekennzeichneten Soundgebilde. Wir trafen den Musiker aus San Francisco zum Gespräch über Sounds, Großstädte und das Samplen von Sträuchern.

Wenn man versucht, etwas über Eskmo zu erfahren, wird man schnell herausfinden, dass dieser junge Produzent ein eigenes Genre hat, das nach ihm benannt wurde. Respektiert von der gesamten Szene und einem Katalog an Releaes, der Labels wie Planet µ, Warp und Ninja Tune beinhaltet. Erste große Aufmerksamkeit erlangte er mit einem Remix für Bibio. Er ist im Hip Hop zu Hause, doch finden sich seine Tracks zunehmend auch im Dubstep-Fach wieder. Mit seiner eigenen Langsamkeit baut er Wände aus Klängen und Harmonien auf. In seinem Schaffensprozess wurde seine Stimme, elektronisch verändert, eine Konstante in seinen Produktionen. Wenn man seine Videos ansieht, versteht man, wer Eskmo ist und worum es ihm geht: Tiefgründigkeit, die Schönheit des Lebens und Sound. Valentin Menedetter traf ihn zum Gespräch.

Du lebst derzeit in San Francisco. Denkst du die Stadt hat deinen Sound geprägt?
Eskmo: Es hat definitiv geholfen, ihn zu verändern. Ich würde sagen, dass die Stadt ihn mittelbar beeinflusst hat, aber ehrlich gesagt war es mehr die Umgebung, die Natur um San Francisco. Ich bin vor fünf Jahren dort hingezogen und eines der inspirierenden Dinge für mich war es, in den Red Wood Wäldern und den großen Wäldern im Norden Kaliforniens zu wandern – das hat meinen Sound absolut beeinflusst. Ich weiß nicht warum, aber es ist so.

Du verwendest alle möglichen Dinge zur Herstellung von Geräusche, um diese dann in deine Produktionen einzubauen, z.B. einen Strauch. Ist das eine Inspiration aus den Wäldern?
Eskmo: Ja, ich mag es einfach natürliche Geräusche in elektronische Musik zu integrieren. Es ist ein recht einfaches Konzept, es ist ein sehr verspieltes Ding – es fasziniert mich.

»Ich glaube, mein Sound ist persönlicher geworden. Allerdings auf eine Art, dass ich eine größere Bandbreite damit ausfülle, einen weiteren Fokus.«

Eskmo
Dein Sound ist sehr dicht, es gibt wenig Platz für Pausen – v.a. wenn du live spielst. Was siehst du in deinem Kopf wenn du produzierst?
Eskmo: Ich sehe verschiedene Dinge für die einzelnen Tracks. Alles ist sehr visuell in meinem Geist – es reicht über die gesamte Bandbreite, Familienzeug, Organismen, Natur, Aliens, einfach die Energie in den Dingen. Ich mag die Idee von Metaphern und sozialen Konstruktionen – und diese Konzepten im Sound zu replizieren. In Formeln, die dafür stehen, was um uns herum geschieht.

Hast du eine fixe Idee davon wie deine Sachen klingen sollen?
Eskmo: Bei meinem Album Eskmo hatte ich eine gewisse Idee im Kopf. Ich glaube, ich mache es absichtlich sehr konzeptuell. Das hat auch mit der Musik zu tun, die ich liebe und die mich die ganzen Jahre hindurch inspirierte. Es sind die Dinge, die eine Geschichte erzählen oder eine Umwelt schaffen. Das war es, was mir an Sound immer so gefallen hat. Musik, zu der man Party machen kann, hat mich nie interessiert. Mir ist die Idee von Musik, die dazu da ist, das Leben zu feiern, bekannt, aber das Partymachen war für mich nie ein Teil davon. Ich liebe die Idee eine Umwelt zu erschaffen.

Ein Teil von Jedermann’s Umwelt ist Musik. Wie kommst du damit zurecht? Versuchst du es aufzunehmen?
Eskmo: Zu Hause höre ich kaum tanzbare Musik. Das einzige tanzbare Zeug, das ich mir angehört habe, war Machine Drum’s neues Album. Das ist wirklich gut. Der meiste Dancekram inspiriert mich einfach nicht übermäßig. Ich höre eher chillige Sachen, mehr Singer/Songwriter und Indie Zeug.

Siehst du eine Entwicklung in deinem Sound?
Eskmo: Ich glaube, mein Sound ist persönlicher geworden. Allerdings auf eine Art, dass ich eine größere Bandbreite damit ausfülle, einen weiteren Fokus. Ich plane diesen September nach Los Angeles zu ziehen. Mal sehen wie das den Sound beeinflussen wird.

Nimmst du die LA-Beat-Szene wahr?
Eskmo: Ja, ich bin mit einigen der Jungs dort befreundet. Neulich habe ich erst bei Low End Theory gespielt. Es ist auf jeden Fall eine gute Umgebung. Was dort auch inspirierend ist, ist die Tatsache, dass jeder ständig versucht weiterzukommen, aber sich die Leute dabei nicht gegenseitig auf die Füße steigen – zumal alle so unterschiedliche Dinge machen. Das allein ist schon inspirierend für mich.