Bonobo – Live am 17.3. im E-Werk in Erlangen

19.03.2014
Foto:Björrn Bischoff / © hhv.de mag
Im Vorfeld von »The North Borders« hatte es Bonobo formuliert: Die Weite schlägt zurück, elektronische Elemente übernehmen erneut die Basis vor dem organischen Moment. Das überträgt er auch so auf die Bühne im E-Werk in Erlangen.

Vielleicht ist es der beste Beginn, den ein Konzert jemals hatte, vielleicht der perfekte Punkt, um in dem Strom zu versinken, den Simon Green aka Bonobo erschuf. Kaum setzen die ersten Takte von »Cirrus« ein, dreht sich die Spirale. Das E-Werk, ausverkauft an diesem Abend. Simon Green kündigte es ja selbst an, bevor er »The North Borders« veröffentlichte: Die Weite schlägt zurück, elektronische Elemente übernehmen erneut die Basis vor dem organischen Moment. Überträgt er so auch auf die Bühne, denn seine älteren Songs schnürt Bonobo in diese Idee. Und auch wenn da ein Schlagzeuger sitzt, behalten die Beats die Oberhand. Es ist sowieso ein Kommen und ein Gehen. Die Musiker wechseln durch, mal steht Simon Green alleine dort, mal begleitet ihn nur ein anderer Kollege. Das hat Green allerdings alles ausbalanciert. Während alles verschmilzt zu einem einzigen großen Werk, steht er da, im Hintergrund, ab und an huscht ein Lächeln über sein Gesicht, in dem Augenblick, in dem die Konzentration ein wenig nachlassen kann. Viele Ansagen gibt es nicht, keine große Geschichten von der Tour, dafür eine Lichtshow zwischen Kunstinstallation und Pacman in der ersten Generation. Das Herz dieses Abends schlägt am heftigsten, als »Kiara« einsetzt, ein wenig reduzierter auf den Rhythmus, doch unglaublich anziehend mit jedem Takt. Fast jeder Ton arbeitete auf diesen Song hin, so fühlt es sich an. Dann schlägt »El Toro« ein, aus den einzelnen Spuren entsteht ein Drumsolo, danach gibt es ein wenig Saxophon. Doch von allen Musikern sticht die Sängerin Szjerdene mehr heraus. Ihre Stimme passt einfach auf jede Nuance von Bonobos Sound. Downbeat und House als Basis, Jazz, Soul und auch Drum’n’Bass sitzen dazu als feine Äderchen im Geflecht. Alleine »Towers« gräbt sich bis zum Anschlag ein. Bei aller Rotation, bei allen Gastmusikern, bei allem Licht, bleibt der Fokus aber auf dem Sound, auf dem Erlebnis, dass jedes Detail bei Bonobo sitzt. Da ist keine Luft mehr zwischen und keine Luft mehr nach oben, obwohl im Set nicht einmal »Eyesdown« vorkommt. Green zieht das Publikum trotzdem mit und das wirklich von der ersten Sekunde an. Musik für einen regnerischen Abend im Herbst, so nennt es jemand. Doch Bonobos Sound ist universaler, größer, beeindruckender. Denn hinter jedem Beat, hinter jeder Melodie steckt ein Teil der Schönheit, die nur aus sich selbst heraus in die Tiefen der Psyche eindringt. Die Weite kennt kein Ende und so auch nicht Bonobos Sound. Treibenlassen in diesen dunklen und funkelnden Tönen, mehr gibt es nicht zu tun, mehr gibt es nicht zu ertasten. Und dann ist es vorbei. Am perfekten Punkt zum Absprung dreht sich die Spirale langsamer, lässt nach, der Strom führt in ruhigere Momente. Ein paar weiße Flecken der Seele hat Bonobo mit diesem Abend gefüllt.