Find it at hhv.de:2LP | 2LP Der Fokus war ein anderer als ich mit Kollege Philipp Kunze krude Diagnosen für Shabazz Palaces extrem ambitioniertes, oft unzugängliches, aber immer gebendes neues Album aufstellte, aber im Inventurskontext muss es mal gesagt werden: dass sich Rapper mit Ü40 noch einmal so radikal neu erfinden wie der ehemals bei Digable Planets aktive Künstler, das gibt es selten bis nie. Umso unglaublicher ist »Lese Majesty« auch zwei Monate nach Erscheinen.
Find it at hhv.de:2LP | CD Man kann das nämlich auch anders machen. So wie Common beispielsweise, der auf »Nobody’s Smiling« enorm davon profitiert, dass sich No I.D. in den letzten Jahren als zweite große Konstante neben Alchemist etabliert hat, wenn den Großkopferten der Sinn nach Nostalgie-Realness steht, ohne dabei direkt ihre Nahright-Hits zu halbieren. Doof nur, dass Common, der Rapper, mich 2014 etwa so lange bei der Stange hält wie eine Vaginalpilzreklame. So verlasse ich »Nobody’s Smiling» mit einem Vers von Big Sean auf den Lippen, einer Portion Selbsthass und der erneuten Gewissheit, dass Vince Staples chronisch unterbewertet wird.
Find it at hhv.de:2LP | CD Für Evidence, den alten Schnarchsack, habe ich erstaunlicherweise ja immer noch erstaunlich viel Liebe, vermutlich weil auf dem schon in Audiogalaxy-Tagen immer nur herumgeprügelt wurde. Da steht er nun aber wieder, näselt sich mit seinem alten Dilated Peoples-Team um Iriscience und DJ Babu durch Boom Bap-Produktionen, wie man sie heute kaum besser selektieren kann. Selbst Premo scheint für »Directors of Photography« in einen Jungbrunnen gefallen zu sein und wacht direkt im Jahr 2002 wieder auf. Mit dem Gewissen, dass ich mir stattdessen doch noch mal die letzte French Montana-Single anhören soll und danach dieses Album direkt wieder vergessen haben werde…
Find it at hhv.de:2LP | CD …wende ich mich mit dem Gefühl chronischen Zwangspubertärismus den nächsten Helden des alten Jahrtausends zu. D.I.T.C. haben nämlich einige ihrer größten Hits remixen lassen, von Dinosauriern wie Diamond D, Showbiz oder – natürlich – Premo, aber auch die Zukunftsverweigerer Marco Polo, Apollo Brown und 9th Wonder durften sich austoben. Richtig hängen bleibt überraschenderweise vor allem Binks Neubearbeitung von »The Enemy« und die Einsicht, dass sich Big L 2001 Roc-A-Fella hätte anschließen müssen, so denn Harlem, die alte Danger Zone, mitgespielt hätte.
Find it at hhv.de:2LP | CD Kommen wir zum nächsten Highlight: Rustie hat sich bekanntermaßen mit »Glass Swords» ein Denkmal gesetzt. Das Problem mit den kalten Füßen löst er auf »Green Language« mit weniger Zuckerzufuhr und Vocals. Natürlich ist die Grundstimmung immer noch so hyperaktiv wie ein Siebenjähriger im Cola-Rausch nach 9 Stunden Nickelodeon, aber es fällt schon auf wie Rustie diese Adrenalinausbrüche etwas reduziert, seinen EDM-Not-EDM-Synths mehr Zeit gibt sich zu entwickeln und mit Danny Brown, D Double E und Gorgeous Children auch noch die perfekten Gäste in den Candy Shop einlädt. Anders als bei »Glass Swords» schafft er es aber merkwürdigerweise nicht den Spannungsbogen bis zum Ende aufrecht zu erhalten, zu schwach ist das letzte Drittel des Albums. Essentiell ist das stellenweise nichtsdestotrotz, aber eigenverantwortlich zu portionieren.
Find it at hhv.de:2LP | CD Auch toll: The Bug. Der hat ein neues Album gemacht, auf dem er zunächst morastigen Apokalypsepop von Inga Copeland, Liiz Harris und Gonjasufi machen lässt, dem Andy Stott’schen Fatalismus nicht unähnlich, bevor er auf der zweiten Albumhälfte alles über den Haufen wirft und eine wahnwitzige Grime-Noise-Bombe nach der anderen zündet, ehe die langjährigen Vertrauten Warrior Queen und Flowdan Dub und Reggae jeglicher Romantik berauben. Nochmal: toll.
Find it at hhv.de:LP | LP Es mag in unserem Hobbypsychologen-Dialog etwas untergegangen sein: aber eigentlich fand zumindest ich das ersten Album von FKA Twigs gelungen. Zickig, prätentiös, aber eben auch musikalisch so wichtig, dass man bei all seiner aalglatten Inszenierung nicht vergessen sollte, dass FKA Twigs in diesem Popkontext, in dem das ja alles stattfindet, unverzichtbar ist.
Find it at hhv.de:LP | LP Musikalisch gar nicht so weit davon entfernt ist »What’s Between«, James Kellys Album für Tri Angle, auf dem er als Wife vielleicht das poppigste, weil Vocal-lastigste Album der notorisch sediert klingenden Tri Angle-Schmiede veröffentlicht. Langsam, mäandernd – eh klar, aber stimmlich viel involvierter als wir das von den meist für ihre ätherisch-distanzierten Produktionen bekannten Labelkollegen kennen.
Find it at hhv.de:2LP Darf ich zu Protokoll geben, dass ich von den Fähigkeiten Jim E-Stacks durchaus überrascht bin? Mir primär als XLR8R-Download-Provider und Soundcloud-Bootleg-Institution aufgefallen, vermengt der Amerikaner auf »Tell Me I Belong« äußerst lässig und gekonnt diverseste Genres und ist gerade in den leiseren Zwischentönen dabei höchst überzeugend, egal ob er auf »Run« den Daphni-Impersonator gibt oder mit »Reassuring« eine wunderschön schmalzige House-Ballade mit Jacques Greene-mäßigen Vocalsamples auftischt. Gut, »Without You« überspannt den Bogen dann, aber mit »Wake« und »Somewheres« entschuldigt sich Jim E-Stack ja dann gleich doppelt charmant. Also im Repeat-Modus, in dem sich dieses Album erstaunlich wohlfühlt.
Find it at hhv.de:2LP So, nicht FKA Twigs, nicht Rustie, nicht Shabazz Palaces, nein: Moire macht mal eben so das Album des Monats. Über Werkdiscs erschienen, ist Moire vielleicht der klassischste House-Entwurf, den der ewige Dekonstruktivist Actress bisher hat veröffentlichen lassen. »Shelter« bewahrt sich dabei diese seltsame, britische Prismen-Wahrnehmung, selbst der geradeste Viervierteltakt wirkt immer als würde er sich in jeder Sekunde auflösen. Gerade das hat Moire gar nicht nötig und am Ende klingt das ein bisschen so als wäre Actress mit Omar-S und Big Strick beim Dragster-Rennen gewesen und hätte auf dem Rückflug nur Maurizio gehört.
Find it at hhv.de:2LP Noch schnörkelloser geht es auf Gavin Guthries Doppel-LP für Creme zu, auf der der Texaner seine als TX Connect veröffentlichten Acid-Banger noch um proggigen Legowelt-Techno und eine überragende Slo-Mo-Coda erweitert, alles immer schön analog und kurz vor der Übersteuerung. Mag ich, wisst ihr.
Find it at hhv.de:2LP | CD Auch warenkorbwürdig ist »In The Wild«, auf dem FaltyDL so skizzenhaft wie nie zuvor produziert, dabei aber erstaunlicherweise so fokussiert wie nie klingt. Den Tanzflur komplett aus dem Blick, aberwitzige Drum-Patterns hinter sich lassend, knüpft er hier einen Flickenteppich aus unbequemem Ambient, wahnwitzigen Interludes und Genre-Clusterfucks, der auf dem Papier nicht funktionieren sollte, im Albumformat aber tatsächlich enorm fesselnd ist.
Find it at hhv.de:LP | CD Ebenfalls positiv überrascht war ich von »Golden Skies«, der ersten Mono/Poly Veröffentlichung, bei der ich das Gefühl habe, dass der Brainfeeder sein gesamtes Potential ausschöpft. Gleich zu Beginn zeigt er wo MoWax in diesem Jahrhundert hätte ankommen können, danach immer wieder beatlose Szenerien, Harfen, asiatische Gongs, Headfuckery auf hohem Niveau, ehe er selbst die grellste Synths in diese Schwelgereien einreiht. Ich wusste gar nicht, dass ich für so etwas 2014 noch empfänglich bin, aber hier wird Dampf mit einer Prise Salz gebildet.
Find it at hhv.de:LP | LP Weniger gimmicky als sonst kommt das neue JJ Album daher, die Rap-Referenzen sind subtiler eingewepflegt und »V« ist in erster Linie ein emotional doppelbödiges Indie-Mädchen-Album, für das Mann sich öffnen kann, aber nicht muss. Mich stört aber diese krude Vice-Überreflektiertheit, die den ganzen Schmonz hier etwas zu cool konterkariert. Wenn schon Mädchenmusik, dann bitte aufrichtig und ohne All White Everything Codes.
Find it at hhv.de:LP Man könnte den Raveonettes ähnliches vorwerfen, aber irgendwie bleibe ich da Apologet, auch wenn »Pe’ahi« mitnichten die große Veränderung ist, die uns Waschzettel und ernstzunehmende Journalisten nahe legen wollen. Klar, die ganz simple Rock’n’Roll-Schnodderigkeit wurde zugunsten ambitionierterer Instrumentierung stellenweise ad acta gelegt, aber das ist immer noch so surfig und harmonisch wie man es Außenstehenden wie mir verkaufen muss. Wäre ich da tiefer in medias res, ich wäre vielleicht gelangweilt.
Find it at hhv.de:LP Und weil ich im kontemporären Klampfen-Masturbations-Zirkus mit meiner Furcht vor echten Drummern immer noch Außenstehender bleibe, muss ich mich bei Spoon und »They Want My Soul« auf das Urteil erfahrenerer Schwielenhände verlassen: soll wohl gut sein.
Find it at hhv.de:LP Was ich wiederum verstehe ist DJ Harveys Classic Rock Projekt Wildest Dreams, weil ich zumindest meinen David Bowie gehört und das The Doors-Latinum mit Ach und Krach bestanden habe. Ich würde dem zwar jede Map Of Africa-Wiederbelebung oder Sarcastic Disco-Huldigung vorziehen, aber mit solch zeitlosem Machismo weiß ich wenigstens wie man umgehen muss.
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