Fela Kuti – Neuer Release: »Live In Detroit 1986«

11.04.12
Hauntology einmal anders – während Derridas Idee zur Hipster-Allzweckwaffe zum Kategorisieren von allerlei Spielrichtungen ephemerer elektronischer Musik wurde, steigt der Geist des nigerianischen Ausnahmekünstlers Fela Kuti aus dem Grab.

Hauntology einmal anders – während Derridas Neologismus zur sich selbst heimsuchenden Hipster-Allzweckwaffe zum unreflektierten Kategorisieren von allerlei Spielrichtungen ephemerer elektronischer Musik wurde, steigt der Geist des nigerianischen Ausnahmekünstlers und Menschenrechtsaktivisten Fela Kuti aus dem Grab. Die erstmals neu aufgelegte und überarbeitete Veröffentlichung seines Detroit-Konzerts aus dem Jahre 1986 will nicht so recht passen in die vielbeschworene »Retromania«, die sich durch rückwärtsgewandte Nostalgiegelage mittels Revivals und Reissues oder Geschichtsverklärung durch Epochen-Mash-Ups und fiktive Künstlerbiografien vergangener Zeiten auszeichnet – all dies als Antwort auf eine Ära, die das »Ende der Geschichte« darstellt und in der alles schon einmal da war. Sicher, Fela Kuti war schon einmal da – und wie. Als legitimer Begründer des Afro-Beat und politischer Kämpfer ist er aus der Geschichte des Jazz und Funk nicht wegzudenken, und seine Wut und Entschlossenheit, mit denen er sich gegen Gewalt und Unterdrückung wandte, haben einzigartige Spuren in der musikalischen Historie hinterlassen. Genau dieser politische Aktivismus gepaart mit seinem virtuosen Genie (das hier auf Titeln nicht unter 29 Minuten Länge voll zur Geltung kommt) ist es aber auch, was ihn von den meisten Projektionsflächen auf vergangene (Pop-)Utopien unterscheidet. Denn so wie sich Derrida ursprünglich auf das Marx’sche Gespenst des Kommunismus bezieht, das weit über das Ableben seines Schöpfers hinaus herumgeistert, sind die Anliegen Kutis so aktuell wie eh und je und so bricht das Release bislang unveröffentlichten Materials seines Werkes mit der geläufigen »früher war alles besser«-Vorstellung. Im Gegenteil zeigt es heute wie damals auf, wie Tradition und Moderne – Highlife und Yoruba-Musik mit Jazz und Funk – verschmelzen können, um nach vorne zu blicken, gesellschaftliche Zustände zu verändern und gleichzeitig ein einzigartige Musik mit einer unsterblichen Seele zu kreieren.

Tracklist

  • 01 Just Like That
  • 02 Confusion Break Bones
  • 03 Teacher Don’t Teach Me Nonsense
  • 04 Beasts Of No Nation