Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von Mo Kolours, Snoop Dogg, Four Tet & Terror Danjah uvm.

Woche für Woche picken wir Tracks und Songs, die uns in den vorausgegangenen 7 Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen. It’s new music, Funkenmariechen!
»Child‘s Play« by Mo Kolurs
taken from his debutalbum »Mo Kolours«, out March 28th on One Handed Music
find it at hhv.de on LP
Ich kann mich mit dem Anfang dieses Songs so gut identifizieren, wie Neon-Leser mit einem Artikel über Liebe in eben jenem Heft. Der Beat schlürft aus dem Bett, grunzt dabei, kratzt sich sehr wahrscheinlich ganz unten am Rücken; steht jedenfalls neben sich. Sobald der Beat dann bei sich angekommen ist, tankt er direkt frische Luft: Die Bassline probiert‘s sowas von mit Gemütlichkeit und Mo Kolours singt über das, was man hört – Kinder, die auf der Straße spielen. Das Debütalbum des in London lebenden Musikers mit Wurzeln auf Mauritius erscheint Ende März und ist ein Geheimtipp für den Frühling. PK
»Nasty« by Four Tet & Terror Danjah
taken from the 12inch »Killer/Nasty«, out on [Text Records](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/747/text-recordsKleine) Lektion in Sachen Rhythmen gefällig? Auf »Nasty« erleben wir Four Tet und Terror Danjah als fachkundige Seminarleiter, die uns in nicht einmal fünf Minuten Techno, 2-Step, Drum’n’Bass, Dubstep und so weiter erklären. Höret und bildet euch! SH

»Ten Freaky Hoes« by 100s
taken from his new album »IVRY«, out soon on Fools Gold Records
So hört sich »Get Lucky« in Berkeley, Kalifornien an! 100s nimmt nicht nur das Glätteisen sondern G-Funk-Musik mit in die Disco. Er muss erst gar nicht wie Pharrell Williams, der kleine Lurch, die ganze Nacht wachbleiben »to get lucky«, sondern hat einfach direkt »Ten Freaky Hoes« um sich. Tja, manchen kommt‘s halt zugeflogen. PK
»Cadillac« by Snoop Dogg
Wie Westcoast-Sound funktioniert, das weiß natürlich auch Snoop Dogg. Der bewegte sich musikalisch zwar die letzten Jahre ständig im Abseits, wie ein Stürmer, der in einem Erdloch auf einem schlechten Platz hängengeblieben ist, hat aber in letzter Zeit zu seinen Wurzeln zurückgefunden. Erst die Kollaboration mit Dâm-Funk, jetzt Madlib. Madlib! Madlib und Snoop Dogg und der Song heißt »Cadillacs«! PK
»It Started With A Light« by The Skull Defekts
taken from the LP »Dances In the Dreams Of Known Unknown«, out April 8th on Thrill Jockey
Find it at hhv.de*: LP Dafür, dass ich dachte, ich hätte mit Rockmusik irgendwie abgeschlossen, höre ich in letzter Zeit wieder erstaunlich viel Rockmusik. »It Started With The Light« zieht einen vom ersten Moment in den Bann und zeigt, was drei Akkorde zu bewirken im Stande sind, setzt man sie und die anderen Instrumente (hier zuerst das Schlagzeug!) richtig ein. The Skull Defekts sagten mir bislang nichts: Sind aber scheinbar Schweden mit Kontakten zur dortigen Freejazz-Szene um Schlagzeuger Mats Gustafsson, Daniel Higgs von Lungfish ist seit einigen Jahren dort Mitglied. SH
»Waterfall« by Evian Christ
taken from his new EP »Waterfall«, out March 18th on Tri Angle
find it at hhv.de on 12inch
Zum Glück muss ich nicht im Studio sitzen und solche Songs produzieren. Ich würde das nervlich nicht ertragen. Aber so schafft Evian Christ eben einen ganz eigenen Sound, der ihn u.a. einen Platz auf »Yeezus« eingebracht hat. Bei einem Titel wie »Waterfall« denke ich natürlich erst an TLC, denke nach dem Song allerdings gar nichts mehr, sondern sehe nur noch Sterne. Nicht die schönen, sondern die kleinen, schwarzen, vor dem Auge flimmernden. PK
»Whup« von DFRNT
taken from the Compilation »Deep Heads Dubstep Vol.1«, out Dubstep for Deep Heads
Dubtechno ist einfach nicht in die Knie zu zwingen. Die Differenzierung innerhalb des Genres schreitet permanent voran und auch DFRNT trägt seinen Teil dazu bei. Die (Achtung: doofes Wortspiel!) DFRNTzierung des Sounds kann auf »Whup« natürlich zuerst am Bass gehört werden. Der kommt so bauchig wie ein Cognacglas und so böse wie das Klopfen der Untermieter, wenn du diesen Track laut hörst. Der Rest vom Schlagwerk ist im Gegensatz dazu so metallen und spitz wie das saubere Operationswerkzeug deines HNO-Arztes. Kann sein, dass du den demnächst brauchen wirst. SH
»Down From The Waters« by Hundred Waters
Man, oder sollte ich lieber sagen »ich«, gucke ja gerne anderen Leuten beim Streiten zu. Ich finde das faszinierend. Da kommt viel wahres Wesen ans Licht. Scheinbar höre ich mir auch gerne Streitsigkeiten an. Auf »Down From The Waters« streiten sich Melodie und sein Gegenstück Unmelodie darum, wer den größten Platz auf dem Song einnehmen kann. Ein faszinierendes Hin und Her! Sängerin Nicole Miglis schlichtet dabei nicht, sondern vermittelt mit einer Stimme, die an Florence Welsh erinnert, so dass es bis zum Schluss ein ausgewogenes Hin und Her bliebt. PK
»P.A.R.T.Y« by Seven Davis Jr.
taken from his debut EP »P.A.R.T.Y«, out March 11th on Apron
Einer meiner Lieblings-Anglizismen, den ich gerne in meinen Sprachgebrauch aufnehmen würde, aber mich nicht traue, ist »jiggy«. Im Zusammenhang mit diesem Song gönne ich mir ihn aber mal wieder, auch, weil kein anderes Adjektiv so gut passt. Die Bassline, das Thema, der Gesang: Eine jiggy Mixtur aus Funk, Soul und Tanzmusik. Ach, und vor allem noch mehr Funk! PK
»Slipping Gears« by Maybug.
Neulich ist dieses Demo in unsere Redaktion geflattert. Philipp Kunze: »Das ist schön und vor allem spürt man, dass da echt Herz drin steckt und Zeit, die vergehen musste. Aber es ist einfach nicht die Art von Musik, mit der ich mich weiter aufhalten würde.« John Luas: »Das hat aber leider nicht die Dringlichkeit von Jeff Buckley und leider auch nicht dessen kristallklare Produktion, die ihm zu Gute kommen würde. Der versteckt sich noch hinter dem Minimalismus, hat man das Gefühl.« Ich so: »Mich hat es zunächst an Sandro Perri erinnert, vor allem wegen der Stimme. Und mir gefällt’s eben gerade wegen der Einfachheit, dem Unperfekten und den Möglichkeiten, die darin liegen.« Maybug., wir hören bestimmt noch voneinander. SH