Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von FKA Twigs, Shabazz Palaces u.v.m

27.06.14
Woche für Woche picken wir Tracks, die uns in den vorausgegangenen sieben Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen. It’s new music, Adam!
»Two Weeks« by Fka Twigs
taken from her debutalbum »LP1«, due August 12th on Young Turks
Wir beginnen mit dem Song der Woche. Ach, was sage ich: des Monats! Nach »Two Weeks« sind alle weiteren Popsongs, die dieses Jahr erscheinen werden, nur noch Boten und Handlanger, die Geschenke an den Thron liefern. Der Thron gehört jetzt Twigs wir knien davor, den »mouth open«. Der Song pustet einen weg, als wäre er ein starker Wind mit weiblichem Namen. Die Melodie, der Beat, das Thema, Seelenrettung durch Cunnilingus (»suck me up, I’m healing with all the shit you’re dealing«), man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Riesen Song!
»Krazy« by Lil Wayne
Ich könnte den ganzen Tag damit verbringen, Twigs dabei zuzuhören, wie sie »higher than a motherfucker« singt; könnte das Essen darüber vergessen, das Duschen darüber vergessen; dieser Song ist die verdammte Sirenen-Insel! Bevor ich aber endgültig auf diese Insel zuschippere und für immer sabbernd darauf hinvegetiere, befreit mich der Junior vom Birdman. »Krazy« könnte das »Megama« von »Tha Carter V« werden. Hierzu lehnt man jedes Angebot zur Selbsthilfe ab, egal welches (siehe Twigs).
»Cake« by Shabazz Palaces
taken from their new album »Lese Majesty«, due July 29th on Sub Pop
find it on hhv.de on CD, Vinyl-Deluxe-Edition and Double-LP
Uuund, da sind wir auch schon wieder zurück bei der verbotenen Frucht, als wären wir Adam mit einer zweiten Chance. Shabazz Palace aus Seattle haben sich völlig im Kuchen verloren (»Lost inside of whirlwinds eating cake«) und assoziieren sich mit Kirsche auf der Nase über einen dieser Beats, durch die die beiden Rapper aus Seattle das Schlagwort Art-Rap fies an den Rücken geheftet wurde, ohne, dass sie es gemerkt haben und jetzt laufen sie mit der Verarsche auf dem Rücken herum. Voll peinlich, he!
»Mable« by Lil Silva
taken from his new EP »Mable«, due August 8th on Good Years
Von Kuchen und anderen Dingen, in die man seine Nase stecken kann, will Lil Silva nichts wissen. Der ist unermüdlich vom Party-Produzent (auch da war er schon gut) zu dem aufgestiegen, was man so als ernstzunehmenden Producer bezeichnet. Mit der »Distance EP« legte er eine feinere, sensiblere Version seines eigenen Sounds vor, ohne je die Kante zu verlieren; ja und nebenher produzierter er Banks, die R&B-Hoffnung aus Los Angeles. Banks wird auch auf Lil Silvas neuer EP zu hören sein. Der Titeltrack »Mable« kommt mit Gospel-haften Vocals und einem Instrumental aus dem UK-Post-Dance-Universum.
»You And Me« by Jessy Lanza
taken from Hyperdub‘s new compilation »Hyperdub 10.2«, July 21st on Hyperdub
Da sind wir ja gerade richtig bei Hyperdub Das geschmacksprägende britische Label veröffentlicht demnächst den zweiten Teil ihrer Jubiläums-Compilation. Als Vorgeschmack gibt‘s einen Song von Jessy Lanza die mit jedem Track von »Pull My Hair Back« thematisch ganz gut zu FKA Twigs auf die Sirenen-Insel gepasst hätte. »You And Me« ist weniger sexy und im Ausklang heute nicht mehr als eine Randnotiz, sorry.
»Luust« by Adam Feingold
taken from his debut EP »Apron EP«, out on Apron Records
»Luust« heißt der Song und der Typ heißt auch noch Adam: damit ordnet sich dieser Song thematisch perfekt in den heutigen Ausklang ein. Ist zwar nur ein Snippet, kommt aber vor allem mit Funkineven-Gütestempel. Auf dessen Apron Records erscheint die Debüt-EP des 25jährigen Adam Feingold aus Montréal, in dessen Entwurf von House-Musik es flimmert und rauscht, als sei ich, nachdem ich das Essen und Waschen für Tage vergessen hatte, endgültig eingeschlafen, mein Kopf auf die Fernbedienung gefallen und hätte versehentlich auf einen Sendeplatz gedrückt, der nicht besetzt ist.
»Shotguns In Hell« by Roc Marciano
taken from Apollo Brown‘s new album »Thirty-Eight«, out on Mello Music Group
find it on hhv.de on LP+7inch und Tape
Nach all der himmlischen Verführung, die uns dieser Ausklang bisher so angeboten hat, suchen wir am Ende die Bodenhaftung. Um in der Mitte anzukommen, ist immer der Gegenpol nützlich. Und der Gegenpol dazu, zwischen FKA Twigs’ Schenkeln high zu werden (»My thighs are apart for when you’re ready to breathe in«), ist ganz klar Roc Marciano mit Schrotflinten in der Hölle. Wir können also alle allyingandyangedthefuckout ins Wochenende gehen.