Review

Afro National

African Experimentals (1972-1979)

Africa Seven • 2018

In Sierra Leone sind Sulay Abu Bakarr, seine Frau Patricia und Ayo Roy Macauley seit den 1970er Jahren lebende Legenden. Als Afro National haben die drei damals zusammen mit wechselnden Sessionmusikern den bläserbetonten Highlife-Sound Westafrikas mit Funk, Jazz und kubanischem Rumba verschmolzen – das Ergebnis war geprägt von Tanzbarkeit und eingängigen Harmonien. »African Experimentals (1972-1979)« ist ein Querschnitt von drei damals veröffentlichten Alben des Projekts, dessen Mitglieder immer noch unter verschiedenen Pseudonymen aktiv sind. Vitalität sprudelt hier erwartungsgemäß aus sämtlichen Stücken, besonders prägnant untermalt durch die positiven Gesangsmelodien. Doch erst die vergleichsweise rohe Produktion der Live-Einspielungen verhindert dann weitgehend, dass alles schon nach kurzer Zeit als Hintergrundgedudel endet. Im Gegenteil: Treibende Afro-Psychedelia-Gitarren in »Push Am Forward« oder damals noch völlig neuartige Spielereien wie das oldschoolige Synth-Fundament eines »Money Nor Bataya« machen neben den wilden Perkussionen den Hauptreiz dieser Platte aus, vermitteln mit warmem, energischem Klangbild aber auch echte Lebensfreude. Noch heute ist die Musikszene Freetowns, der Hauptstadt Sierra Leones, von dem hochgradig rhythmischen Style beseelt, den Afro National auf ihrem letzten Album »Tropical Funkmusic« tauften. In den dortigen Bars und Clubs soll man nicht selten Auszüge dieser Kompilation unter vielfachen Cover-Versionen heraushören können. Dahingehend also ein weiterer interessanter Beitrag im gegenwärtigen Reissue-Hype afrikanischer Genretraditionen.