Review

Nels Jenstad

Ships/Moondog

Fri Form • 2018

**Nels Jenstad verschlug es Anfang der 1980er Jahre nach Kalifornien. Hier wollte er, der aus Minnesota kam, wie man dem Nachnamen schon mit gewisser Sicherheit entnehmen kann, Musik studieren. Und tat dies am Saddleback College in Mission Vieio, einer Kleinstadt am Rande Los Angeles. Am Piano und auch an der Gitarre hatte Nels Jenstad so einiges drauf und fühlte sich pudelwohl – und kam aber auch mit experimentelleren Pop-Entwürfen in Kontakt. Zum Beispiel mit den New Yorker Synth-Punks Suicide. Was lag also näher als in einem der Kurse eine Platte aufzunehmen, die Martin Rev und Alan Vega huldigt? Genau nichts. Mit »Ships« und »Moondog« kann man nun 34 Jahre nach Erscheinen die beiden Stücke in Händen halten. Klar ist das noch kitschiger als bei den Vorbildern aus der Ostküsten-Metropole. »There is a rainforest / rainforest in my mind« schallt es halb-peinlich zum Beispiel bei der dubbigen Synthpop-Nummer »Moondog«, die neben aufgeschichten MS-10 Wänden und einigen weiteren Synths Jenstad’s Stimme aufbietet: Ein Organ, das jederzeit droht zu (zer-)brechen. »Ships« hingegen ist schon fein ausformuliert und vermag mit der einfachen Drum-Sequenz, dem flehentlichen Gesang und der weit-ge-delayed Gitarre auch berühren. Beide Tracks, die durch ihre Kürze prädestiniert sind auf Vinyl 7“ zu erscheinen, sollte man aufgrund ihrer DIY-Ästhetik und den weniger-ausformulierten Momenten aber nicht abtun, sondern sie gerade deswegen feiern. Nach 6½ Minuten trauert man schon, dass dies die einzigen Zeugnisse von Nels Jenstad zu sein scheinen – wer mehr haben möchte, der muss wohl Musikstunden in Kalifornien nehmen. Jenstad lehrt dort u.A. Ukulele und Musikpsychologie.