Review

Helm

Chemical Flowers

PAN • 2019

Bei Luke Younger macht das Konzept die Musik. Allein deswegen fällt es schwer, die umfassende Diskografie des Briten unter einem Schlagwort zusammenzukürzen. Noise, Drone, Industrial, Ambient, sogar Ausflüge in tanzbare Bereiche elektronischer Musik wechseln sich ab. »Chemical Flowers« ist sein achtes Album als Helm, das dritte für PAN und wieder so eine Platte, der mit der üblichen Nomenklatur schwer beizukommen ist. Bei »I Knew You Would Respond« scheint nur die Deadpan-Delivery eines Dean Blunt zu fehlen: Ein schleppender Drum-Beat, ein leierndes Funk-Riff und ein Streicher-Loop werden von Noise-Schnipseln begleitet. »Lizard In Fear« klingt wie ein zerlegtes Stück von den Labelmates Amnesia Scanner, »Toxic Racecourse« verströmt mit Dark Ambient-Soundscapes und quietischigen Streichern – ausgeholfen haben hier wohl J.G. Thirlwell von Foetus und Lucinda Chua – ein bisschen Neue Musik-Charme. Passt das zusammen? Erstaunlicherweise sogar sehr gut. Am ehesten gleicht dieses Collage-Konzept dem eines Black To Comm das Resultat zumindest ist ähnlich verstörend. Denn darüber immerhin lässt sich leichter reden als über die Schubladen, denen sich die Musik von Helm entzieht: die Wirkung. Wo der Opener »Capital Crisis (New City Loop)« noch zwischen Ab- und Aufbruchstimmung changiert, entspannt sich die Atmosphäre bis zum Kickdrum-Gewitter am Ende von »Body Rushes« erst, bevor der Ruhepuls-Techno von »Leave Them All Behind« so langsam wieder Fahrt aufnimmt, bevor das Album nach einigen im letzten Track, dem Titelstück, in ambienter Residualeuphorie versickert. Es bleibt so das Gefühl eines Mangels zurück. Etwas fehlt nach »Chemical Flowers«, seien es die Worte oder die publikumsfreundliche Auflösung der internen Spannung, welche die acht Stücke von der ersten bis zur letzten Sekunde an prägen. Genau das macht dieses Album und die Musik von Luke Younger so dermaßen besonders, unbegreiflich und faszinierend.

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