Review

Tycho

Weather

Ninja Tune • 2019

Es war keine Frage der Zeit. Sondern eine Frage der Evolution des eigenen Sounds. Zumindest für Scott Hansen. Mit seinem Projekt Tycho hatte der 44-jährige US-Amerikaner wieder und wieder die Verbindung zwischen Chillwave, Ambient und entspannteren Instrumentals gesucht. Das passte perfekt in nervöse Zeiten. Und holte auch den durchschnittlichen Indie-Rockhörer noch ab. Denn Beats und Rhythmus gab es immer wieder. Der Effekt dürfte sich nun verstärken. Weil Hansen für sein fünftes Album »Weather« mit etwas vollkommen Neuem arbeitet: Stimme. Genauer: Saint Sinners Stimme. Knapp eine halbe Stunde, jetzt mit Vocals auf mehreren Tracks. Hansens Produktion klingt dazu stets wie ein wahrgewordener offizieller Instagram-Soundtracks. Die Songs überzeugen vor allem durch ihre Wärme, durch das Heimelige. Die Synthesizer sorgen für genug Nostalgie, Sinners Säuseln rundet das Konzept ab. »If it doesn’t work the first time, don’t stress, don’t stress«, heißt es an einer Stelle. Alles scheint durch einen Gelbfilter gezogen. Das mag für Puristen nicht funktionieren. Wer allerdings für lange Sommertage nach acht sehr guten Songs sucht, wird bei diesem Album fündig. Alles wirkt überzogen, aber gerade dadurch überbrückt Hansen das unheimliche Tal, das mutwillig rückwärtsgewandte Sounds sonst direkt ansteuern. Es ist so aufdringlich, dass es sich nicht schlechtfinden lässt. Deswegen: Don’t stress. Beim ersten Mal mit Stimme funktioniert es.