Review

Lower Dens

The Competition

Domino • 2019

»Als Indie-Band würde ich uns nur bezeichnen, wenn mir jemand eine Knarre an den Kopf hält«, soll Jana Hunter, Mastermind der Träumelinchen-Popband Lower Dens mal gesagt haben. Mit drei Alben hat sich die Gruppe aus Baltimore zwischenzeitlich eine kuschelige Ecke im Bälleparadies gesucht, ist eingeschlafen, wieder aufgewacht und draufgekommen: Hey, da sind noch andere Leute, die nehmen uns die ganzen bunten Bälle weg, während wir hier in aller Ruhe pennen. Die Sache ist ziemlich unfair, klar. Aber so ist das Leben, oder? Oder? Nein, natürlich nicht, schreit Hunter und klatscht uns mit »The Competition« die vierte Studioplatte der Wehe-du-sagst-Dreampop-Band ins Gesicht. Oder in die Ohren. Dort klingt das so, als hätte sich Elizabeth Fraser von den Cocteau Twins in den späten Achtzigern über den Atlantik gewagt, um einen Stopp an der Ostküste einzulegen und die Vorgängergruppe von Beach House zu gründen, gleichzeitig mit den Stehaufmännchen von Future Islands bei heruntergekurbelten Fenstern über den Highway der Zukunft zu cruisen und superlaut New Order aus dem Autoradio zu ballern. Kurzum: Nicht schlecht, weil man zwar meint, das Ganze schon mal gehört zu haben, aber dann doch nicht draufkommt, wo. Dem Album ist das egal. Es stolziert auf dicken Gitarrenwänden, stürzt sich in Nebel, der dichter ist als Stummfilmstar und Alkoholiker »Buster Keaton« und wäre vermutlich nicht überrascht, wenn David Lynch die Chromatics nachträglich aus der dritten Staffel seiner »Twin Peaks«-Wichserei schneiden würde, um an deren Stelle die Leidensgenossen von Lower Dens auf die Bühne der Bang Bang Bar zu packen. Songs wie »Real Things« oder »Two Faced Love« hätten locker das Potential, jeden Traumfänger in Flammen aufgehen zu lassen. Ist das echt, oder doch nur die verdammte Fantasie, die mit einem durchgehen wie Flusspferde auf Koks? Weiß niemand, aber wir sind gebannt von diesen geilen Neonfarben.