Review

EYE

Metamujer

Knekelhuis • 2019

Nachdem Kollege Philipp Kunze vor zwei Jahren an dieser Stelle noch zur EP »Cocktail Mexico« eine leicht gespaltene Meinung an den Tag legte, hat sich die Französin Laurène Exposito aka EYE nicht davon abhalten lassen ihren Sound weiterzuentwickeln. Wie gefordert sozusagen. Als die Produzentin aus Rennes mit ihrer LP »Sabine« reüssierte waren gleich die Szene-Köpfe aus dem Häuschen. Immerhin klang der frische Synth-Wave mit französischem Gehauche tatsächlich frisch und frei von der Leber gespielt. Während aber nun alle so klingen hat sich EYE weiterentwickelt. Einige alte Marotten weggelassen und dafür etwas mehr Kopf mit ins Spiel gebracht. Dafür spricht schon der spanische Titel **»Metamujer« – anscheinend ist das Zeitalter der Überfrauen (Nietzsche stirbt gerade einen zweiten Tod) ausgerufen. Wo ehedem Französisch King war, springt EYE nun mit der Stirn zuerst in einen Pool aus Sprachverwirrung zwischen Italienisch, Spanisch, Französisch, Englisch und bestimmt liegen da noch Schichten an Polnisch oder Serbo-Kroatisch irgendwo verborgen. Das kommt teils aus ihrem eigenen Mund, dann wiederum aus Samples, die wirken als wären sie aus staub-alten B-Movies rausgeschnitten – inklusive altem Zigarrendunst und Kristallgläser voller Billigfusel. Auch ohne Alkohol-Intoxikation lässt sich dennoch festhalten, dass aus Synth-Wave nun eher Elektro-Punk wurde, der zum Beispiel an die schrillen Klangexperimente von Les Georges Leningrad erinnern – oder ähnlichen Freunden der Phase bevor Indie nahtlos in Elektro (so nannte man das Mitte der 2000er Jahre fälschlicherweise) überging. Das Spiel aus Samples, Analog-Synth-Exkursen und gereiftem Songwriting-Skills ist gleichwohl faszinierend, sexy und eben noch etwas besser als die Vorgänger.

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Metamujer
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