Review

Roza Terenzi

Modern Bliss

Planet Euphorique • 2020

»Bliss«: Glückseligkeit. So lautete klassischer Weise schon immer das Kernversprechen von Dance Music, zu deren Grooves sich das Ego auf dem Floor wie eine Brausetablette oder zumindest ein MDMA-Kristall in einer Bowle mit Punsch auflösen sollte. Disco, House und Techno – »Is it all over my face?«, »Promised Land« und das »Good Life«: Musik diente als Abschussrampe, letzter Halt Transzendenz. Viel war im breiteren Feld der Dance Music von solcherlei Grundwerten in den letzten Jahren nicht zu hören, nun aber verspricht Roza Terenzi mit ihrem Debütalbum ein Update: »Modern Bliss« heißt dieses und erscheint auf Sophia Sweetlands Label Planet Euphorique, das die Australierin einst gemeinsam mit der Betreiberin unter ihrem Pseudonym DJ Zozi eingeweiht hatte. Zwei Jahre ist das gerade einmal her und viel ist seitdem geschehen. Der Sound auf den neun Tracks steht jedoch unverkennbar in den Traditionen, die Terenzi seit jeher als Hauptreferenzen dienen: Aus dem Electro kommt der Funk, aus dem Jungle die Atmosphären, vom Techno die Aufgekratztheit und House gibt dem ganzen eine sehnsüchtige Note bei. Das sind ungefähr die Zutaten, die »Modern Bliss« nach dem Prinzip der freien Kombinatorik zusammenwirft, immer wieder aufs Neue und mit verschiedenen Gewichtungen auf Tracklänge miteinander in Schwingung bringt. Ein stringentes Konzept wird über die gute Stunde Musik zwar nicht erkenntlich, eine eigenwillige Handschrift allerdings schon. Selbst wenn Terenzi wie im Titeltrack mit gehauchten Vocal-Overdubs von Ivy Barkakati in esoterische Rave-Fantasien abtaucht, wirkt das eher wie eine gleichermaßen schludrige und liebevolle Hommage, weniger allerdings nach Schablonenmusik. Ob knallige Electro-Interpretationen wie »Yo-Yo«, kuriose Jack Trax wie »That Track (Rewired Mix)« oder Quasi-RAMZi-Schluckauf-Beats mit Ethno-Flavour wie »Spiral«: Terenzi hat die alten, Glückseligkeit versprechenden Formeln genauestens studiert und für ihr erstes Album gründlich durcheinandergewürfelt. Modern klingt das allemal.