Review

Zaliva-D

Immorality

Knekelhuis • 2020

Zaliva-D klingt nach dem Protoklon einer hyperrealen Hanfpflanze, macht aber chinesischen Industrial zwischen Hochofen, Cyberpunk und Social Credit System. Die Eisen glühen, die Kicks schnalzen, Stimmen grunzen wie Schweine vor dem Bolzenschussgerät. Klick, klack – bei jedem Wummern, das sich in den zerebralen Windungen verliert, will man sich vorstellen, wie Li Chao in Rumpelstilzchen-Manier ums Lagerfeuer hüpft, leise kichernd an Glückskeksen nagt und die Hände wie zwei ausgeleierte Gummibänder nach oben streckt. Sounds crazy – ist es auch. »Immorality« ist Musik aus der Zukunft, von der wir bereits gehört haben, sie aber nicht zuordnen können, weil hier alles zusammenkommt, was man nicht zusammenwerfen wollte – und doch zu temporären Temperaturveränderungen im Lendenbereich führt. Für manche mag das Malen-nach-Zahlen-Musik sein, für andere ist Zaliva-D die personifizierte Simulation einer Stilistik, die sich ohne Referenz nach Likes und Liebe wähnt und als Gegenangebot die ärgsten Double-Whopper-Beats mit Hang zum Dada-Fetischismus rüberschiebt. Kommt der Platte nicht mit gemütlicher Lounge-Kacke, spielt sie laut, spielt sie lauter, lässt den Subwoofer atmen! Hail to Zaliva-D, hail to Knekelhuis!