Review

Momoko Kikuchi

Adventure

Ship to Shore • 2020

Was ist City Pop? Das lässt sich weniger anhand des Sounds als vielmehr der ihn umrahmenden Gesamtästhetik beschreiben. »Praktisch jedes Achtziger-Album mit Bildern von Swimming Pools auf dem Front-Cover gehört schätzungsweise dazu«, frotzelt Ian F. Martin im Buch »Quit Your Band. Musical Notes From the Japanese Underground« über das 1980er-Phänomen. Auf dem Cover von »Adventure« posierte Momoko Kikuchi dann auch sinnigerweise in einem Infinity Pool vor pinkem Abendhimmel. Die Tokyoterin wurde im Jahr 1982 entdeckt und schnell zum idoru herangezogen – Allround-Popstars, wie sie in der City-Pop-Ära den japanischen Markt zu dominieren begannen. Die zehn Stücke von »Adventure« markieren allerdings bereits den Anfang vom Ende ihrer Karriere – nur wenig später stieg die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der LP im Jahr 1986 gerade einmal Achtzehnjährige weitgehend aus dem Musikbusiness aus und konzentrierte sich auf ihre nicht minder erfolgreiche Filmkarriere. Das lässt sich durchaus als Verlust abschreiben: Kikuchis sanfte Säuselstimme passt sich bestens in den Stilgemisch von treibenden Boogie- und Funk-Stücken mit elektronischen und Big-Band-Referenzen, unterstreicht ihren Poppigkeitsanspruch und verleiht ihnen doch selbst in Uptempo-Momenten einen melancholischen Anstrich. Was wiederum zurück zum Cover führt: Die Geborgenheit des Wassers, die anbrechende Nacht, Kikuchis entrückter Blick in die Ferne jenseits der Aufnahme – das ist City Pop. Die Musik dazu variiert, wichtig ist die atmosphärische Vollumfänglichkeit der Ästhetik drumherum.