Review

Sparkle Division

To Feel Embraced

Temporary Residence • 2021

William Basinski ist für getragene Musik und aufgekratztes Auftreten bekannt. Zusammengepasst hat das schon immer deshalb, weil der Kontrast so stark schien. Gemeinsam mit seinem vormaligen Studioassistenten Preston Wendel hat er unter dem Namen Sparkle Division allerdings ein Album vorgelegt, das so klingt, wie sich Basinski gemeinhin gibt: voller Lebenslust, exaltiert, immer gut gelaunt und randvoll mit Liebe. Dass »To Feel Embraced« so klingt ist auch der Grund dafür, dass es vier Jahre zu spät erscheint. Wendel, der Basinski unter anderem mit Footwork bekannt machte, und der legendäre Produzent elegischer Ambientmusik hatten weite Teile des Albums schon im Jahr 2016 fertiggestellt und erstmal auf die hohe Kante gelegt, weil… Naja, weil die globale Gesamtsituation dann doch etwas zu düster für diese neongrellen dreizehn Tracks schien. Aber wie auch ein Basinski vom Kontrast zu seiner Musik lebt, so auch »To Feel Embraced« im Kontext von Klimakatastrophe und Pandemie. Stop-and-Go-Sampling-Hip-Hop, DJ-Rashad-Referenzen, Late-Night-Jazz-Vibes (siehe da: Basinski hat seit langem mal wieder das Saxofon ausgepackt), ratternden 808s und Kontrabasslines (der mittlerweile verstorbene Henry Grimes ist einer der farbenfrohen Gäste auf dieser Platte), die obligatorische Bowie-Referenz, zuckersüße Streicher mit unheimlichen Untertönen und ein Titeltrack, der sich auf der »Merriweather Post Pavillon« bestens eingepasst hätte: Wendel und Basinski probieren sich durch viele verschiedene Soundästhetiken, Stile und Rhythmen durch, laden alles mit rauschiger Patina auf (es ist schließlich immer noch eine Basinski-Platte) und haben damit schlicht die beste Platte für Lockdown-Easy-Listening überhaupt vorgelegt. Sie ist von sonderbarer Schönheit und funkelt umso greller, weil die Welt um sie herum in Dunkelheit liegt.