Review

Yu Su

Yellow River Blue

Music From Memory • 2021

Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden – eh klar. Aber alles, was sich klar denken lässt, lässt sich klar ausdrücken. Zum Beispiel in einem Sound wie von der Künstlerin und DJane [Yu Su](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/6566/yu-su.) Denn auf ihrem Debüt »Yellow River Blue« arbeitet sie sich an experimentellen elektronischen Klängen ab, zerlegt Rhythmen und Melodien, nur um sie wieder windschief zusammenzusetzen. Doch Yu Su verfolgt eine klare Idee, einen klaren Sound, der sich gerade durch seine Vielschichtigkeit wie Einmaligkeit auszeichnet. In »Melaleuca (at Night)« kollidieren die Töne herrlich mit Flächen aus dem Synthesizer, während sich die Takte entspannte darunter bewegen. Stets pendeln die Tracks zwischen Gefälligkeit und Sperrigkeit, zwischen Einladung und Eigensinn. »Touch-Me-Not« verrutscht so mehr und mehr, wird zu einer Art Fingerspiel, eher Skizze als fertiges Stück. Doch im Kontext des Albums fügt sich diese Herangehensweise wunderbar ein. Die in Kaifeng geborene und heute im kanadischen Vancouver lebende Yu Su schafft eine eigene Art von Sound, die sich vor allem in ihrer Vielschichtigkeit ausdrückt. »Yellow River Blue« braucht mehrere Anläufe, bevor es jeden Kniff und jeden Trick offenbart, die hier passieren. Und trotzdem ist diese Platte nie fordernd. Doch was heißen Genres und Begrifflichkeiten schon? Nichts. Denn dieses Debüt lässt sich nur schwerlich einordnen. Viel zu viele Versatzstücke tauchen hier auf. Zwischen der experimentellen Tanzmusik lassen sich nämlich auch durchaus Ambient und Pop als Teile des großen Ganzen ausmachen. Doch die Zuschreibung, dass sich nichts Vergleichbares findet und diese Platte trotzdem hervorragend klingt, ist doch das größte Kompliment, das sich überhaupt machen lässt. Klar, oder?