Review

Irakli

Major Signals

Dial • 2021

Irakli Kiziria hat der Berliner Techno-Szene vor allem als Promoter und Resident-DJ beim Rave-Matinee Staub seinen Stempel aufgedrückt, ist seit aber geraumer Zeit auch als Solo-Produzent aktiv. Nachdem sein Duo mit yac, I/Y, vor gut vier Jahren auseinander ging, hat der Betreiber des Labels Intergalactic Research Institute For Sound seinen Sound diversifiziert und um die Facetten angereichert, die er auch als Veranstalter immer wieder in den Vordergrund gerückt hatte: Ambient, komplexe Electronica, Sound Art, kosmische Anleihen. Letztere ziehen sich vor allem als thematischer Faden durch sein Debütalbum für Dial, das auch gleich selbstbewusst »Major Signals« betitelt ist. Nun mögen Weltall- und Zukunftsmetaphoriken im Techno paradoxer Weise ziemlich dated sein, dahinter allerdings verbergen sich tatsächlich sehr fortschrittliche Ideen – denn die elf Tracks sind ständig in der (Weiter-)Entwicklung begriffen, nehmen Techno nur als Startrampe, um von dort aus in andere musikalische Bereiche aufzubrechen. Von den ersten ahnungsvollen Drones und zirkulären Synthie-Figuren angefangen bereist dieses Album den Raum nicht so sehr, wie es ihn öffnet. Acid-Tropfen werden durch den Mix gespritzt, blubbrige Modularklänge verzahnen sich zu Spiralen und selbst Verweise auf die ersten und zweiten Detroit-Wellen werden in ein Klangbild integriert, das sich durch Vielschichtigkeit auszeichnet und niemals einfach nur einen Peak nach dem nächsten erklimmt. Zusammengenommen mit oftmals gebrochenen, immer aber sehr zurückhaltenden Kick-Patterns ergibt das eine gedämpfte Stimmung, die ihren Schwung aus den Zwischentönen schöpft. »Major Signals« ist ein utopisch-dystopisches Kippspiel und Iraklis Futurismus nicht nur einem blinden Fortschrittsdrang verschrieben, sondern einer klanglichen Tiefgründigkeit – Deep Listening Techno, gewissermaßen.