Review

Hudson Mohawke

Hudson’s Heeters Vol.1

Warp Records • 2021

»Das ist Hip-Hop, der klingt, als hättest du davon geträumt, Hip-Hop zu hören«, hat vor über einer Dekade mal jemand unter einen Hudson-Mohawke-Track kommentiert. Ja, seit Ross Birchard anno 2006 seine Demos aus der Kinderzimmer-Produktionstätte als Beat-Tape »Hudson’s Heeters Vol.1« via MySpace-Seite der Welt zur Verfügung stellte, haben sich Kollegen, Journaille und Fans daran versucht, zu beschreiben, was der blasse Geek aus Glasgow da eigentlich genau für Musik macht. Eine Auswahl gefällig? Glitch-Hop, Aquacrunk, Polyfolk Dance, Fantasy Metal. Anders gesagt, hat HudMo Anfang der 2000er nichts anderes getan, als in einer Reihe von Bedroom-Revoluzzern wie Flying Lotus, Dorian Concept oder auch Burial ein scheuklappenfreies Sammelsurium aus HipHop, Electronica und den dynamischen Insignien britischer Rave-Kultur zu erschaffen, das 15 Jahre später als Auslöser für vieles Begrüßenswerte (»Yeezus«, WeDidIt, Hyperpop), aber auch vieles Verzichtbare (»Harlem Shake«, Skrillex, EDM-Trap) gelesen werden kann. Vielleicht wurde hier sogar der Beat neuerfunden. Denn das Debüt »Hudson’s Heeters Vol.1« war nicht nur die selbstgebaute Lego-Stein-Wall-Of-Sound eines Sample-Spielkindes, sondern der Beginn der Post-Genre-Zeitalters, ja, irgendwie auch ein Streaming-Produkt bevor man es so nannte. Als jüngster britischer DMC-Champion brachte Hudson Mohawke seinerzeit nämlich auf diesen 15 ADHS-trumentals die Perspektive eines klassischen HipHop-DJs mit Turntablism-Techniken und programmierten Beats zusammen, schlüsselte den Electro-Hipstern auf, dass HipHop die Mutter ihres Grooves ist und erklärte Happy Hardcore zu einem coolen Auskennergenre. Die überzuckerten Playmobil-Tunes zeigen zwar allmählich erste Zeitgeist-Gebrauchsspuren, doch Anarchie kommt auch nie so richtig aus der Mode. Konnte ja keiner wissen, dass der Typ irgendwann nur noch Ballermann-Trap produziert.