Review

Jimi Tenor

Deep Sound Learning (1993-2000)

Bureau B • 2021

Unbekanntes vom Finnen mit der großen Brille. Jimi Tenor hatte in der Vergangenheit immer mal wieder Anlass zur Vermutung gegeben, dass er dem Größenwahn nicht völlig abgeneigt ist – wobei der Einsatz von Sinfonieorchestern dieser Tage bei Jazzmusikern ja zum guten Ton zu gehören scheint. Jimi Tenor hat andererseits, vor allem mit seinem Drumcomputer-gestützten Heimstudio-Ansatz, nicht bloß eine Reihe äußerst haltbarer Hits hervorgebracht, wie die Compilation »NY, Hel, Barcelona« im vergangenen Jahr in Erinnerung rief, sondern anscheinend auch haufenweise unveröffentlichtes Material gebunkert. Davon hat das Label Bureau B jetzt einen Teil geborgen. Aus den Jahren 1993 bis 2000 stammen die Aufnahmen, in die Zeit fielen auch seine drei Alben bei Warp (Das letzte davon, »Out Of Nowhere«, war das mit dem Orchester.) Auf »Deep Sound Learning« ist von etwaigem Bombast nichts zu spüren. Jimi Tenor scheint ganz bei sich. Elektronisches Gerät, Saxofone und Flöten verbinden sich zu einem Kosmos aus DIY-Clubmusik, Jazz-Exzentrik und Alleinunterhalterorgelklängen, in dem eine Lounge-Musik der schrulligeren Art heranwächst. Mit »Downtown« ist darunter auch eine Alternativversion eines seinerzeit auf Platte erschienenen Titels, zu hören in einer ungeschliffeneren Fassung, die so früh abbricht, dass sie womöglich als Skizze gedacht war. Tenors spätere Afrobeat-Phase, die ihn unter anderem mit Tony Allen zusammenbringen sollten, war dann wieder ein anderes Kapitel.