Review

Roman Flügel

Eating Darkness

Running Back • 2021

Roman Flügel wollte Anfang letzten Jahres eine große »Garden Party« schmeißen und dann aber kam zuerst der Schock und schließlich die folgende Starre in den Weg. »Eating Darkness« ist nun so eine Art Verarbeitungsalbum und vor allem aber eine Kinn-hoch-wird-schon-wieder-LP: »The Best Is Yet to Come« verkündet ein Track im Mittelfeld. Dabei fängt Flügel eher nachdenklich, in sich gekehrt an. »Magic Briefcase« und »Chemicals« sind IDM-inspirierte Stücke, die trotz ihres freundlichen Sounddesigns im ersten Fall und der Hip-Hop-Einflüsse im zweiten Track doch zur eher grüblerischen Sorte gehören. »Wow« beginnt als dunkles Italo-Disco-Techno-Stück und regelt so die Geschwindigkeit ein wenig hoch – es soll der Wind sein, der die grauen Wolken aus dem Weg schiebt und die Sonne strahlen lässt. Denn »Eating Darkness«, dieser programmatische Titel, beschreibt vor allem einen Prozess, den Weg und nicht das Ziel. Das rumpelige Breakbeat-Stück »Jocks and Freaks« ist mit seiner tänzerischen Bassline fast schon albern, »The Best Is Yet to Come« holt das ganz große Synthie-Pathos raus – als hätte ein Ulrich Schnauss Boards of Canada Stimmungsaufheller ins Müsli gemischt. Deren Wirkung entfaltet sich langsam über schiebende Schaffel-Techno-Anmutungen (»Cluttered Homes«) hin zu sphärischen IDM-Breaks (»Eternal«), einem gleißenden Trip-Hop-Pop-Hybrid (»Locked«) und schließlich dem süßlichen Ambient-Abschluss (»Charles«) langsam und bedächtigt. Ja, »Eating Darkness« bewegt sich auf das Licht am Ende des Tunnels zu und zumindest Flügel vermutet dahinter keinen entgegenkommenden Zug. Mehr noch zeigt er sich befreit von allen Dancefloor-Diktaten, fokussiert auf das Finden neuer und eigener Formeln. Das ist ein guter Anfang und vielleicht kommt das Beste sogar wirklich nach.