Review

John Carroll Kirby

Septet

Stones Throw • 2021

Nach über einem Jahr weltweiter Pandemie kann es durchaus zu seltsame Regungen führen, wenn man das Wort »Septet« liest: Sieben Leute? In einem Raum? Zeitgleich? Womöglich ohne Maske? Unglaublich. Wo es mittlerweile zur Norm geworden ist die eigenen Kreise einzuengen und sich eben nicht in Gruppen zu treffen, kann die Vorstellung einer solchen »Truppenstärke« für Gänsehaut sorgen. Gleichzeitig hat man die eigenen vier Wände zur Trutzburg ausgebaut und mehr drinnen als draußen verbracht; nicht so [John Carroll Kirby](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/6340/john-carroll-kirby.) Während der Körper des in Los Angeles-ansässigen Jazzmusikers, Komponisten und Arrangeurs zu Hause blieb, scheint der Kopf auf Reise gegangen zu sein. Nach zwei Alben, die in Minimal-Besetzung erschienen sind, einerseits »My Garden« andererseits die Solo-Piano-LP »Conflict«, und sehr intim und direkt klangen, schwirrt John Carroll Kirby mit seinem Septett durch den Großstadtschungel. In »P64 By My Side« begleitet er einen Puma durch die Vororte LAs, am Ende des Openers »Rainmaker« zieht im Hintergrund eine Cuica ihre Bahnen. Kirby konserviert in den acht Stücken der Platte einen Sound, der genauso viel mit dem Brasilianer Sergio Mendez wie mit seinem Stones Throw-Labelkollegen Carlos Niño zu tun hat. Locker springt er zwischen Library, Modernem Jazz und Easy Listening hin und her und wieder zurück. Nur auf den ersten Blick scheint das gefällig, nach und nach werden sich immer neue Bilder und Welten erschließen.