Review

Various Artists

Journeys In Modern Jazz: Britain 1961-1973

Decca • 2021

Ohne Diskussionen lostreten zu wollen bezüglich Majors und Indies, kann man einfach mal festhalten, dass es natürlich seine Vorteile hat, wenn man einen der größten Musikkataloge der Welt zur Verfügung hat. Im Fall von Universal führt die Schirmherrschaft über die Kataloge von Decca, Deram, Argo und EMI halt dazu, dass man auf dieser wunderbaren Compilation ordentlich klotzen kann und nicht kleckern muss. Während nämlich ein Großteil der Nummern, für ohrenbetäubende Preise auf Plattenmärkten die Besitzer wechselten, kommt das hier für einen vergleichsweise kleinen Euro daher. Vollbepackt bis oben hin erkundet »Journeys in Modern Jazz: Britain 1961-1973« eine hoch inspirierte Szene, die sich zwischen 1965 und 1973 freigespielt hat. Man hört Musiker:innen, die ohne akademischen Hintergrund versuchen den Sound der Staaten zu übertragen und mit englischer Kompositionskunst zu vergolden. Eintönig wird es hier gleichwohl nie: Stimmenreich und farbenfroh klingen Tracks wie der Opener »Don The Dreamer« von Ken Wheeler oder auch das pointierte »Greek Variations: Santorin …«. Kein Wunder also, dass aktuelle Acts wie Elliot Galvin oder auch Shabaka Hutchings immer wieder auf ihre Wegbereiter und Vorbilder verweisen. Gerade wenn man es mit dem meist verkopfteren deutschen und niederländischen Vertretern vergleicht, fällt die gewisse Leichtigkeit und Ungezwungenheit ins Auge. Gleichwohl klingt so ein dramatischer Track wie »Waltz (For Joanna)« nie beliebig oder überkandidelt, sondern immer gegenwärtig und auch heute noch sehr frisch. Ein Glück, dass solche Goldstücke auch wieder Normalsterbliche hören dürfen.