Review

Leo Acosta

Acosta

Mad About • 2021

Eine veritable musikarchäologische Ausgrabung hat Mad About da geleistet – und damit untermauert, dass auf Worte – der Name des Labels – Taten folgen. Der PR-Text, der an dieser Stelle zitiert werden muss, um wenigstens etwas Klarheit zu schaffen und Buena-Vista-Social-Club-Vergleichen vorzubeugen, verrät: Leo Acosta wurde 1925 in Mexiko geboren, war Schlagzeuger, Komponist, Arrangeur und üblicherweise während Studio-Sessions extrem angefressen, wenn sich seine Mitstreiter einen Fehler leisteten. Bei diesem seinem letzten Album, das er 1970 mit kleiner Besetzung aufnahm, sei das anders gewesen, Leo Acosta habe sich mild und zurückgelehnt gegeben. Ohne den Herren oder sein Gesamtwerk näher zu kennen, meint man, das durchaus heraushören zu können. Viel eingängiger als im Opener »Rencorosa« wird’s zwar nicht mehr, gerade das macht das Album aber aus, hatte Acosta doch spürbar keine Lust mehr, die Hit-Vorgaben von Plattenfirmen zu erfüllen. Jazz trifft Funk, Jamming traumwandlerisch sicheren Gesang, Hammondorgel Gitarre und Trompete. Nicht nur aufgrund der Aufnahmequalität – lieber mit Anlage hören, die musikalischen Versatzstücke sind bei Stereoklang auf Kopfhörern strikt getrennt – fühlt man sich in weit zurückliegende Dekaden versetzt. Besonders deutlich wird das im Herzstück des Albums, »Carga Pesada«. Acosta befindet sich mutmaßlich in einem Nachtclub, immer wieder ertönt heiteres Gelächter, und versucht sich, ganz der unbedarfte Charmeur, mit allerlei Kapriolen und Annäherungsversuchen eine Dame aus Chicago aufzureißen, die nur Mentholzigaretten raucht. Inhaltlich nicht unbedingt gut gealtert, aber ein interessantes Dokument allemal.