Review

Hiro Kone

Silvercoat The Throng

Dais • 2021

Roh, schroff, scharfkantig: Das waren lange Zeit die sinnvollsten Zuschreibungen für die Musik, die Nicky Mao seit gut einem Jahrzehnt unter dem Pseudonym Hiro Kone veröffentlicht. Die Eckpunkte waren vorrangig Techno, Post-Industrial, EBM, Dub, Noise und experimentelle Computer-Musik und Kollaborationen mit unter anderem Drew McDowall oder Little Annie sprachen ebenfalls eine deutliche Sprache. »Silvercoat The Throng«, das vierte Album Maos und das dritte für Dais, schlägt nun allerdings auch ganz andere Töne an. Obwohl der Opener »Mist to Petrifact« mit knuspernden Klangereignissen, dräuenden Drones und durch den Mix geschmierten Vocals eine eher unheimliche Atmosphäre vorformuliert, differenziert sich im Verlauf der sieben folgenden Stücke die Stil- und Klangpalette weiter aus. Es geht über aufreibenden Midtempo-Techno weiter über schwelende Klangkunst, die das Fundament für einen Spoken-Word-Part von travis bildet, der seinen inneren Eugene S. Robinson channelt, hin zu einer von komplexen, durcheinanderwirbelnden Kicks und an SND erinnernde Hochglanz-Pads und Clicks’n’Cuts geprägten Kollaboration mit speaker music. Es ist eine einnehmende Stilvielfalt, die da in 19 Minuten ausgebreit und auf der Flipside der LP weiter vertieft wird. »Parting Phrase« ist ein dröhnendes Orgel- und Streicher-Stück, auf dem gemeinsam mit Muqata’a produzierten Titelstück werden Stimmfetzen bis zur Unkenntlichkeit geloopt und in ratternde Rhythmen integriert, »Stom« basiert auf Drones und knisterndem Noise und »Malady of Duration« schließt das Album mit beinahe kammermusikalischen Elementen ab, denen doch ein deutlich elektronischer Klang anhaftet. Das ergibt zusammen ein durchaus heterogenes Gesamtpaket, doch wohnt jedem Track von Hiro Kone eine gewisse Handschrift inne, die alles zusammenhält. Nur ist diese nicht mehr nur roh, schroff und scharfkantig, sondern bisweilen auch sehr fein geschwungen, hauchzart und filigran.