Review

Angel Olsen

Aisles

Jagjaguwar • 2021

Die 1980er Jahre enden nie. Und die große Frage dazu: Warum eigentlich? Weil die gesamte Popkultur bis heute nicht mit diesem Jahrzehnt abschließen kann. Das zeigt sich in ästhetischen Fragen, aber auch in Werken wie »Aisles« der 34-jährigen [Angel Olsen](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/4881/angel-olsen.) Die fünf Songs der EP entstanden während des letzten Jahres. Weil die Songwriterin nach schwierigen Monaten endlich wieder Freude an der Musik spüren wollte. Aufgenommen im letzten Winter im Studio eines Freundes in Asheville, hat Angel Olsen für die Cover-Versionen von bekannten Songs aus den Achtzigern mit zwei Ideen gearbeitet: Mal hat sie die Songs in eine komplett andere Richtung getrieben, mal sie noch stärker auf den Kern fokussiert. So wird aus dem New Wave von »Safety Dance« ein verschroben abgekühltes Stück, dessen Rhythmus die vier Minuten in die Länge zerrt. Daneben stehen Stücke wie »Eyes Without A Face«, bei dem Angel Olsen die verträumte Atmosphäre des Originals beibehält. Was zu der anderen großen Frage bringt: Wann ist eine Cover-Version gut? Bei Angel Olsen lässt sich das einfach beantworten. Wenn jemand mit Seele an die Sache rangeht. Es sind die Songs, die sie in den Gängen der Supermärkte hörte, als sie dort als Kind unterwegs war. Deswegen findet sich keine Spur von Ironie gegenüber diesen Stücken. »Forever Young« holt in dieser Version die Essenz des Songs noch viel mehr und verletzlicher nach vorne als das Original. Die Synthesizer auf dieser EP überlagern den Sound glücklicherweise nicht, es stellt sich nie das Gefühl ein, dass dies alles eine Künstlichkeit sei. Spontaner, einfacher sollte es sein. Loslassen. Hingeben. Ein kleines Meisterwerk aus fünf Songs.