Review

Larry June

Orange Print

Empire • 2021

Die Bay Area steht für gewöhnlich etwas im Schatten von Los Angeles und so verwundert es wenig, dass Rapper aus der Region um Oakland und San Francisco seit je her eine gewisse Hustler-Mentalität an den Tag legen. Das war schon bei Too $hort und E-40 so und geht bei der aktuellen Generation mit Künstlern wie Larry June nahtlos weiter. Der 30-jährige aus San Francisco hat innerhalb der letzten zehn Jahre sage und schreibe 20 Alben und Mixtapes veröffentlicht – alles independent! So ließ sich binnen kurzer Zeit eine treue Fanbase aufbauen, die auch überregional immer weiter wächst. Kollaboration mit Producer-Schwergewichten wie Harry Fraud und Cookin’ Soul untermauern diesen Status und auch Curren$y oder Dom Kennedy schauen regelmäßig im Studio als Featuregäste vorbei. Apropos Curren$y: in puncto Arbeitsethos, Faible für schnelle Autos und Liebe für Maryjane steht Larry June dem Rapper aus New Orleans in nichts nach. Doch das nur am Rande. Nun legt June mit „Orange Print“ einen neuen Longplayer vor, der von Empire auch als richtiges Album vermarktet wird und daher auch physisch als Vinyl-Version in den hiesigen Läden erscheint. Auf 13 Tracks beschwört »Uncle Larry«“ fast ausnahmslos die ewige Rags-to-riches Story, widmet sich Health- und Wealth-Themen, ausgefallenen Automobilen und dem anderen Geschlecht. Das darf man gut und gern als re¬pe¬ti¬tiv und stereotyp bezeichnen und auch Larry Junes rückständiges Frauenbild sollte man in Zeiten von #metoo kritisch hinterfragen. Dass das Ganze musikalisch trotzdem Spaß macht, liegt dann eher am klassisch getrimmten Westküstensound aus den Studios von Producern wie Jake One oder Cardo – die Wavyness, sie trieft geradezu aus den Boxen. So folgt »Orange Print« der Erfolgsformel von Mitstreitern wie Jay Worthy / LNDN DRGS und sollte seinen Platz in der »Cruisin«- oder »Sunday-BBQ«-Playlist mit Fug und Recht innehaben. Musikalische Innovationen und künstlerischen Freigeist überlassen die notorischen Hustler aus der Bay Area dann halt lieber den Jungs aus Los Angeles.