Review

Richard Youngs

CXXI

Black Truffle • 2021

Wenn Richard Youngs mit einer neuen Platte winkt, ist es Zeit, sich drei Lichtlampen bei Amazon zu ordern, die Patchworkdecke über den Kopf zu ziehen und kauernd darauf zu warten, dass der Winter vorüberzieht. No shit: Richard Youngs, der No Fans Records-Gründer aus Cambridge, reißt einem bei lebendigem Leib das Herz aus dem Korb. Seziert es mit der Tuba und der eigenen Stimme. Streut Black Truffle drüber und setzt es dem Rosinenpicker Oren Ambarchi vor. Deshalb muss man sich nicht lange nach Möglichkeiten der Seelenheilung umsehen. Mit »CXXI« bekommt man ohnehin Futter aus der Existentialisten-Ecke. Denk an Arthur Russell, denk an den Tod. Und schau ihm in die Augen, bis er keine Angst mehr verbreitet. Oder zumindest wie eine Onkologie-Station klingt. »Tokyo Photograph« schaufelt auf der A-Seite in einer Viertelstunde ein Grab, für das andere Glückskinder ihr ganzes Leben versemmeln. Inneres Blumenpflücken hin oder her. Für Richard Youngs bettet man sich auch zwei Meter unter der Erde, weil sich auf »The Unlearning« fast so etwas wie einen Dur-Akkord erahnen lässt. Soma für die Welt, Freude im Gebälk! Und eine Messe für alle, die Liturgie nur von ausgewaschenen Bandshirts kennen.