Review

Hayden Thorpe

Moondust For My Diamond

Domino • 2021

Nach dem Ende von Wild Beasts legte ihr ehemaliger Hauptsänger Hayden Thorpe sehr schnell sein Solodebüt »Diviner« vor, was er selbst als »a self-help album« bezeichnete. Auf dem Nachfolger »Moondust For My Diamond« versucht er nun, die künstlerische Selbstbezogenheit zu überwinden und nach Anknüpfungspunkten mit der vielgestaltigen Umwelt zu suchen. Das äußert sich sowohl durch gesellschaftliche, menschengemachte Themenkomplexe wie die mysteriöse Beziehung von Religion und Wissenschaft als auch durch beinahe transzendente Konzepte von Natur und Kosmos. Natürlich spielen aber Emotionen weiterhin eine wichtige Rolle, denn sie helfen, die permutierenden Realitäten einzuordnen und selbst mitzugestalten. Songs wie »Metafeeling« oder »Supersensual« machen das überdeutlich und stellen gleichzeitig die musikalische Palette zwischen smoothem Electro-Pop und beat-unterfütterten Gitarrenballaden vor. Über allem thront wie immer Thorpes Falsett, bei dem man sich regelmäßig fragt, ob das schon seine Kopfstimme oder seine »normale« Singstimme ist. Verschwunden ist hingegen der 80ies-Funk, der noch das letzte Album der Wild Beasts »Boy King« dominierte. Stattdessen streut Hayden Thorpe wie bei »Parallel Kingdom« einen 4-on-the-floor-Disco-Vibe ein oder gönnt der Hörerschaft mit »Spherical Time II« eine instrumentale Ambient-Verschnaufpause. Thorpes Rückkehr in seine Heimat, den Lake District im ländlichen Norden Englands, hat ihm offensichtlich nicht nur in Sachen Kreativität gut getan, sondern auch das Selbstvertrauen gegeben, seinen eigenwilligen Pop-Entwurf weiter zu verfeinern und dabei die persönliche Nabelschau zugunsten universeller Gedanken auszudehnen.