Review

Kuunatic

Gate Of Klüna

Glitterbeat • 2021

Psych’s not dead. Und obwohl das anhaltende Genre-Revival vermutlich auf die Langeweile-Rocker von Tame Impala zurückzuführen ist, hat die Wiederbelebung des Dinosaurier-Rocks auch interessante(re) Blüten getrieben. Dass Psych Rock mit oriental(ist)ischen Motiven arbeitet, hat eine lange Tradition. Von Kikagaku Moyo angefangen bis hin zu everybody’s favourite Indie-Psych-Band Khruangbin wird der Fokus merklich nach Süd- und Südostasien verschoben. Kuunatic ließen sich beinahe in diese Aufzählung einreihen, wenn ihr Ansatz nicht noch viel weiter gehen würde – auch ganz konkret geografisch-kulturell gesprochen. Das Tokyoter Trio bewegt sich noch ungefähr in der Traditionslinie japanischer Psych- und Noise-Musik angefangen mit Les Rallizes Denudés hin zu Boredoms und vor allem den jüngeren Veröffentlichungen von YoshimiOs Projekten OOIOO und SAICOBAB, verfolgen aber wie letztere einen dezidiert interkulturellen Ansatz und lösen sich so von den musikalischen Konventionen Fuzz-getriebener Jams. So ist dann auch ihr Debütalbum »Gate Of Klüna« vor allem von einem psychedelischen Feeling durchzogen. Fumie C. Kikuchi, Shoko Yoshida und Yuko Araki bilden im Kern ein Rock-Trio, arbeiten genauso aber mit Instrumenten aus dem Fundus der klassischen japanischen Musik und setzen Dub-Techniken, gleißende Synthesizer, jede Menge Flöten und vor allem Drums, Drums, Drums ein, um sich von gängigen Strukturen loszusagen. Zusammengehalten wird dieser wilde Stilmix von den Vocals der drei, die meist unisono miteinander in einen gellenden Sprechgesang verfallen oder, wie auf dem freiförmigen Finale, dem Gamelan-inspirierten »Para Bennyà« kanonartig gegeneinander ansingen. Thematisch wird »Gate of Klüna« von der Idee eines fremden Planeten zusammengehalten, zu dem Kuunatic im Jahr 2017 mit der gleichnamigen EP »Kuurandia« aufbrachen und auf eine Art hilft das beim Verständnis dieser Musik: Ja, irgendwie ist das noch Psych Rock, der durch Rhythmen aus aller Welt ergänzt wird und bisweilen in No-Wave-artiges Understatement ausbricht. Vor allem aber gelingt ihr das, was den Absichten der meisten Psych-Bands zum Trotz deren Publikum doch verwehrt blieb – »Gate of Klüna« bietet Musik aus anderen Sphären und spendiert der Hörerschaft obendrauf eine Reise genau dorthin. Psych’s not dead, sondern hat nur die kosmische Adresse gewechselt.