Review

CunninLynguists

Oneirology

Bad Taste Records • 2011

Oneirology bezeichnet in der Psychologie die Methode der Traumdeutung. Auf dem gleichnamigen Album führen die CunninLynguists demnach den Hörer durch die Tiefen ihres nächtlichen Unterbewusstseins. Von Predormitum, dem Übergang vom Wachsein zum Schlaf bis zum vorletzten Track, Hypnopomp, der Phase des Aufwachens, verlassen die drei aus Kentucky das Reich der Träume kein einziges Mal, so dass der Begriff »Konzeptalbum« fast untertrieben scheint. Kno bildet eine phantasievolle Klangkulisse mit dichten, atmosphärischen Synthies, kombiniert mit gut gesetzten Samples, Piano- und Gitarreninstrumentals und gepitchten Vocals. Deacon the Villain und Natti ergänzen die Melancholie seiner Produktion mit kritischen und metaphorischen Lyrics über Themen wie Drogenmissbrauch auf As Hard As They come. Qualitativ wird das Album den hohen Erwartungen, die sich nach der fast vierjährigen Pause seit dem letzten Studioalbum aufgebaut haben, definitiv gerecht. Kno hat die Messlatte in Sachen Komplexität sogar höher gelegt und insgesamt wirkt Oneirology extrem ausgereift und überlegt. Nach der Hälfte des Albums wartet man allerdings auf einen Impuls, der einen zwischendurch aus den Verstrickungen des musikalischen Soundteppichs befreit. Wer nicht auf eine Freud’sche Reise durch die emotionalen Abgründe der Lynguists vorbereitet ist, wünscht sich, vielleicht noch vor den männlichen (?) Engelschören des letzten Tracks Embers aufzuwachen. Dennoch kann man Oneirology eigentlich nichts absprechen. Das Album klingt kompromisslos nach einer Weiterentwicklung der Lynguists und steht Dirty Acres in nichts nach.