Review

Blu

Her Favourite Colo(u)r

Nature Sounds • 2011

Wenn ein Mixtape nach zwei Jahren als Album veröffentlicht wird, bleibt das alte Etikett manchmal kleben. Her Favourite Colo(u)r behauptet sich bereits durch seine Länge von dreißig Minuten nicht vollständig als Album, aber auch das Samplegefrickel stellt sich eher mit Madlib’schen Medicine Show-Tapes in eine Reihe. Her Favourite Colo(u)r ist mit den dazu gehörigen Videos ein Spaziergang durch ein Antiquariat aus Filmen wie Buffalo ’66 und alten, bekannten Jazzplatten. Die kratzigen und verstaubten Sampleschichten klingen eher nach einem sonnigen Tag in Georgia als nach der harten Westküste. Der Vintagesound tönt so abgenutzt und rauschend durch die Lautsprecher, dass der Rapper unter seiner eigenen vielschichtigen Produktion leider fast untergeht. Zwischen Sampledialogen mit der warmen Stimme von Billie Holiday und Trompeten schimmern die lyrischen Highlights oft erst beim zweiten Hören durch. Lauscht man seiner schwer greifbaren Stimme, die sich in Einsamkeit und Bedauern ergießt, geht die sommerliche Leichtigkeit über in ein Bild von Blu wie er mit einer Flasche Whisky auf dem Klavier klimpert und vor sich hin murmelt: »Fuck a rapper / I’m an actor in a film called Leave Me The Fuck Alone Till I Find A Real Job«. Das Album bildet mit Blu’s nebliger und verschachtelter Produktion, deren unsortierte Filmzitate aus Liebesszenen wie nostalgische Rückblicke die Melancholie seiner Raps verstärken, ein definiertes und stimmiges Portrait des Rappers. Daher kann Her Favourite Colo(u)r nicht mit dem von Exile produziertenBelow The Heavens verglichen werden. Allerdings fehlt leider eine gute Portion Energie, wie sie Blu zusammen mit Exile und dem Johnson&Johnson-Projekt bewiesen hat.