Review

Devon Sproule

I Love You, Go Easy

Tin Angel • 2011

Vergleichbar mit der frühen Joni Mitchell oder auch mit Joanna Newsom, repräsentiert jedes Devon-Sproule-Album einen Lebensabschnitt. Zeichneten ihre »Upstate Songs« jenen New-York-Exkurs der Ökodorf-Sozialisierten aus Virginia in leiser Folk-Blues-Manier nach, so beschrieb Keep Your Silver Shined auf mitreissend swingende Weise ihre Hochzeit mit Paul Curreri und Don’t Hurry For Heaven gewitzt den Alltag eines heimatverbundenen Songwriter-Pärchens, das zumeist in Europa unterwegs ist. Auch der mit Klarinette, Querflöte und Posaune facettenreich arrangierte Folk-Jazz des neuen Werks , das in Sproules Geburtsstadt Toronto mit Constellation-Artist Sandro Perri als Produzent und dem Postrock-Trio The Silt aufgenommen wurde, lebt vom optimistischen Tenor ihrer Poesie. Selbst wenn es um todkranke Freundinnen und Grenzen partnerschaftlicher Empathie geht, findet die 29-jährige den richtigen, da nie sentimentalen Ton. Bei einer so musikalischen und sprachversierten Künstlerin ist es spannend zu sehen, welche Fremdkompositionen sie in die dramaturgisch durchdachte Liederfolge ihrer Alben integriert. Diesmal fiel die Wahl auf ein 32 Jahre altes Lied der Free-Folk-Schwestern The Roches, Runs In The Family, das sich zwischen Monk/Monkey, einer »Kurz-vor-dreißig«-Reflexion im Lullabye-Stil, und dem an Crazy Horse erinnernden The Warning Ball ebenso gut einfügt wie Body’s In Trouble der kanadischen Postpunk-Ikone Mary Maragret O’Hara hinter Devons Abschied an die beste Freundin, The Faulty Body. Und nach dem offiziellen Outro-Stück Now’s The Time gibt’s noch eine versteckte Zugabe, nämlich I’ve Been Destroyed von Mantler (mit dem sie schon mehrfach tourte) in kammermusikalischer Interpretation.