Review

Zwanie Jonson

I’m A Sunshine

Staatsakt • 2011

Bei allem Trendgespür gönnt sich das Berliner Staatsakt-Label ab und dann eine melodienselige Liebhaberei, die fernab aller Diskurse und Performancekunst schlicht für gute Musik steht. Insofern befindet sich der Hamburger Neuzugang Zwanie Jonson in direkter Nachbarschaft zum Berliner Songwriter-Kollegen und Labelmate Till The Morninglight. Hinter Zwanie Jonson steckt der Schlagzeuger Christoph Kähler, der sich seinen Spitznamen in der Schanzen-Szene dadurch erwarb, dass er für seine Dienste (allerdings noch zu D-Mark-Zeiten) meist bloß einen Zwan(n)ie verlangte. Was wohl nur durch zusätzliche Jobs lukrativerer Art (u.a. trommelte er als Mitglied der Neo-Souler disJam für Fettes Brot) möglich war. Als Zwanie Jonson präsentierte er sich zwar erst 2007 (CD: It’s Zwanietime auf DJ Koze’s kurzlebigem Hoobert-Label), doch unter bürgerlichem Namen nahm er bereits 1996 als Sänger/Gitarrist von Butter (Album Happy auf Yo Mama) und dann als Multiinstrumentalist bei Veranda Music allerlei Stücke auf, die den luftig-transparenten Westcoast-Sound seiner Soloalben vorwegnahmen. Das letztgenannte Trio erntete zur Jahrtausendwende viel Lob, obwohl es sich mit seinem Mix aus Tropicália, Blues und Folk-Jazz fernab aller Indie-Konventionen bewegte. Die Zwanie-Jonson-Stücke klingen dank Kählers sanftem Timbre jedoch lieblicher als die seiner Ex-Band. Wie beim Debüt ist auf I’m A Sunshine die Affinität für die Solowerke der Beatles unverkennbar. Zugleich erinnern die mit Chören, Querflöten und Latin-Percussion verzierten Arrangements an hanseatische Bands wie Duesenberg, die 1977 an einem vergleichbar lässigen Hochglanz-Pop feilten. Für seine neckisch-flockige Yachtrock-Romanze A Boy And A Girl konnte Zwanie leicht Beigeisterte finden. Wir lassen uns v.a. vom Golden Song (dieses Akustikgitarren-Thema!), dem schmachtenden How Can We Try und besonders vom majestätischen Titelstück erwärmen. Gelbes Glück in Zeiten der Leuchtstofflampe!