Review

Kerkko Koskinen Orchestra

Trains & lettres

Ricky Tick • 2011

Jazz hatte schon immer eine große Tradition in Finnland. Der Pianist Heikki Sarmanto, der Saxophonist Eero Koivistoinen oder der große Bandleader Edward Vesala zeigen der Welt seit Jahrzehnten, was für ein Potential im hohen Norden Europas steckt. Dass das Land auf diesem Markt auch keineswegs Nachwuchsschwierigkeiten hat, zeigt der vergleichsweise junge Pianist Kerkko Koskinen. Nachdem sich seine in Finnland sehr erfolgreiche Pop-Band Ultra Bra vor zehn Jahren auflöste, dessen Hauptsongwriter Koskinen war, widmete er sich, wie alle anderen Bandmitglieder auch, gänzlich anderen Dingen: Er wandelte auf Singer-Songwriter-Pfaden, arbeitete als Talentscout und komponierte Filmmusik. Doch bald verschlug es ihn in den Jazz – und wie! Mit der Crème de la Crème der finnischen Jazz-Szene hat er nun unter dem Namen Kerkko Koskinen Orchestra sein zweites Album für das Jazzlabel aus Helsinki Ricky Tick aufgenommen. Dieses heißt Trains & Letters und bietet schnellen Bebop, verstörenden Nu-Jazz und sogar etwas traditionellen Ragtime. Die frischen Kompositionen stammen alle aus Koskinens Feder und zeigen, dass man Jazz nicht unbedingt kennen muss, um ihn zu verstehen. Vielmehr holen die Kompositionen den unbedarften Zuhörer ab und entführen ihn in eine hektische und spannende Welt voller Überraschungen.