Review

Hiob

Drama Konkret

Spoken View • 2011

Der größte Schock bleibt die Realität. Hiob braucht keine beladenen Metaphern, keine Vergleiche, um sein Drama konkret auf seinem zweiten Album zu zeichnen. Grau ist hier nun mal grau und kein abgespecktes Symbol. Das reicht doch auch schon, oder? Hundehölle bildet quasi mit klaren Bildern die Antithese zum Hype um die Hauptstadt. Ach, halt die Fresse, Berlin. Realismus und Bitterkeit laufen in Gardine unaufhaltsam zusammen und Letzte Nacht führt durch eben jene mit Yassin – Blackout inklusive. Mit einem erdigen satten Sound pumpt die Platte aus den Kopfhörern ins Ohr, während einen die eigenen Füße über den Bahnhofsplatz tragen. Hiobs Flow sitzt perfekt, wenn er seine Reime gedrungen auf die Beats spuckt. Ist natürlich dieser Neunziger-Film, aber eben noch ein wenig abgestandener, überraschender, dunkler, offener und besser als bei vielen anderen Alben, die dem nacheifern. Das zieht unweigerlich – ebenso Hiobs klare Worte und die Features, die alle astrein in die Tracks passen. Die Kritik entsteht aus den Begebenheiten, den Beschreibungen und nicht durch einen moralischen Zeigefinger, den jemand wie einen Zauberstab über Missstände schwingt. Daher fallen Einleitung oder Spannungsbögen auch hinten rüber. Drama konkret setzt mittendrin an und schaut nicht von außen auf die Tragödien. Zement lässt die Illusion schwinden, das es überhaupt einen Rückzugsort vor dem Elend gibt, das da durch die Risse in den Wänden dringt. Wo ist die beschissene Pointe, Bro? Du wirst sie nicht finden, weder auf Drama konkret noch auf der Straße.