Review

Zola Jesus

Conatus

Souterrain Transmissions • 2011

»Ein Album wie ein sanfter und befreiender, nahezu ästhetischer Exorzismus«. Müsste man Zola Jesus‘ neuestes Werk Conatus in einen Satz fassen, würde dieser es wohl ganz gut treffen. Die russischstämmige Amerikanerin Nika Roza Danilova, mit ihrem letzten Album zum Kritikerliebling avancierte, kombiniert tribalistische Beats, sphärische Synthiesounds und kalte Industrial Drones mit ihrer alles umarmenden Stimmgewalt. Sie schreit ihre Ängste heraus und stellt sich ihnen. Schlagartig wird klar, dass alles gar nicht so beunruhigend sein kann, solange es im Reich der Schatten noch so viel Schönheit gibt. Für Sicherheit und Bekömmlichkeit ist dennoch nicht gesorgt. Die Spannung ist kaum auszuhalten, die Stimmung droht jeden Moment auf die dunkle Seite zu kippen. Lediglich die Wärme, die von Danilovas beeindruckender Gesangsakrobatik ausgeht, bewahrt uns davor, in der Kälte dieser Platte zu erfrieren. Sie ist unser Ausweg aus der von ihr selbst herbeibeschworenen Gefahr. Und wenn wir nach 11 Songs voller atmosphärischer Spannungen und Gegensätze nicht wissen, ob wir nun fröhlich oder traurig, verstört oder emotional bereinigt sein sollen, dann hat dieses schüchtern und unschuldig unter einem weißen Laken hervorlugende Mädchen, das sich auf dem Cover unserer Blicke verwehren möchte, erreicht, was sie wollte.