Review

Vladislav Delay

Vantaa

Raster-Noton • 2011

Dass diese Platte ihre Zeit braucht, steht ganz außer Frage. Die Diskussion ist so alt wie die Kunst selbst, doch wird sie dank Alben wie Vantaa vom finnischen Elektronik-Dekonstruktivisten Vladislav Delay immer wieder gefördert: ist das noch Musik? Eher beschleicht einen der Eindruck, dass es sich hier vielmehr um ein Theaterstück handelt. Der Aufbau jedenfalls scheint gegeben: Einführung (Loutasi und Lipite, die uns in die Sounds des Albums einführen), Steigerung (Narri und Vantaa), Peripetie (das stressende und zugleich treibende Lauma), retardierendes Moment (das entschleunigende Levite) und eine Art Dénouement (das leichte Kaivue) kann man durchaus in das Album interpretieren. Vladislav Delay erzählt mit Vantaa eine verstörende, sich über sieben Stücke erstreckende Geschichte, die man mit Spannung verfolgt, sobald man sich einmal auf sie eingelassen hat. Die kalte finnische Einöde, aus welcher der seit 1999 aktive Musiker stammt, ist hierfür der perfekte Aufführungsort und die Stimmung ist mit seinen pluckernden Beats und synkopischen Rhythmen meist düster gehalten. So verwundert es auch nicht weiter, dass das Album weder mit Katastrophe noch mit Happy End seinen Schluss findet – ein mysteriöses Fragezeichen schwebt über allem, und lässt mich verdutzt, aber tief beeindruckt zurück.