Review

Roc Marciano

Reloaded

Decon • 2012

Bedarf Roc Marciano wirklich noch einer Vorstellung? Mit seit seinem Debütalbum »Marcberg« hat er eines der rohesten Rapalben des letzten Jahrzehnts auf schwarzes Plastik gepresst und sich damit als Fackelträger der Rapästhetik goldener New York’scher Prägung etabliert. Gut zweieinhalb Jahre nach diesem modernen Hardcore-HipHop-Klassiker hat Marciano die Mossberg-Pumpgun mit nahezu identischer Munition nachgeladen. Gemeint sind messerscharfe und punktgenaue Stream-Of-Consciousness-Flows sowie geballte, mehrsilbige Reimsalven nahe der Perfektion. Gehüllt in allerlei Mobster-Metaphorik rund um Luxusgüter, Kanonen, Dirnen, Feinkost und Rauschmittel erschafft die Ein-Mann-Armee einen eigenen, zeitgemäßen Blaxploitation-Kosmos, der unweigerlich an die cineastische Atmosphäre früherer Wu-Solowerke wie »Ironman« oder »OB4CL« erinnert. Für den passenden instrumentalen Rahmen sorgt Maestro Marciano dann zum Großteil auch wieder selbst. Dabei übernimmt sein monotones Stimmorgan auf den reduzierten Orgel-, Gitarren-, oder Piano-Loops häufig die Funktion der Drums, was die Intensität der Songs geradezu potenziert. Gute-Laune-Songs, musikalische Ausflüge in elektronische Trendgenres oder unverblümter Seelenstriptease finden beileibe woanders statt. Wer 2012 nach authentischem Rapsound ohne Gimmicks sucht, wird ganz sicher wieder mit Roc Marciano glücklich. Vielleicht sogar einen Tick glücklicher als nach dessen grandiosen Erstling.