Review

Oh No

Disrupted Ads

Kashroc • 2013

In seiner Diskografie finden sich südeuropäische Psy-Funk-Hybride neben afrikanischen Folklore-Samples, wie es selbstverständlicher nicht sein könnte. Dass Oh Nos Instrumental-Geflechten auf Albumlänge gelegentlich eine gewisse Sperrigkeit innewohnen, gehört daher zum guten Ton – ohne gleich wieder Ähnlichkeiten zum großen Bruder zu ziehen. Auch »Disrupted Ads« zeigt: Michael Jackson ist immer noch kein Freund von Zugänglichkeit. So setzt er die Tracklist mit einem scharfkantigen Horn-Break in Betrieb, der sich im Wechsel mit einem penetranten Chiptune-Synthesizer in die Ohrmuschel zwingt. »Creepers« ist ein typischer, weil hyperaktiver Opener für eine Oh No-LP. Nachdem man sich mit Blu und MED am Mikro (»Jones’s«) auf adäquaten Aggregatzustand einstimmen konnte, ein knarzendes Distortion-Discomobil namens »Trapped In« vorbeigedüst ist und das bedrohliche Hitchcock-Monstrum »Boom« durch die Boxen spukte, dürfte »Projekt Reizüberflutung« mal wieder geglückt sein. Der obligatorische Gangrene-Track »Rolling Up« fällt hier schon vergleichsweise gewöhnlich aus. Wirklich Zwingendes ist zwischen all diesen zurückgelehnten Sample-Intermezzi und überzeugt unbequemen Neo-Boombap-Grooves leider nicht zu verorten. Oh No vernäht in gerade einmal 36 Minuten seinen bekannten Kellerkind-Kosmos zu einem manchmal berappten, manchmal instrumentalen Kaleidoskop aus Cratedigging, Filmzitaten und knisternden Wollmäusen in der Amplitude. »Disrupted Ads« reicht damit zwar nicht ganz an die Konzept-Großtat »Ohnomite« vom letzten Jahr heran, dürfte sich aber im mittleren Drittel deiner iTunes-Mediathek durchaus behaupten.