Review

Schaufel und Spaten

Unterm Untergrund 3 ½ – Upstairs at Björn Eric’s

OFMD/hhv.de • 2013

Retro, Vintage, Anachronistisch – für Rap-Musiker, die sich auf Stilmittel vorheriger Strömungen beziehen, gleicht der Weg an die Öffentlichkeit heutzutage einem Spießrutenlauf durch bloggende Schubalden-Schluchten. Doch wie man im Todestal der Trademarks überleben kann, zeigen die unbeugsamen Archäologen von Schaufel und Spaten auf »Unterm Untergrund 3 ½ …« mit einer simplen wie effektiven Formel: Es ist ihnen egal. »Upstair’s at Eric’s« vermengt das Trio mit Unterstützung von u.a. Pierre Sonality, Plusmacher oder den Dramadigs einen organischen Boom-Bap-Baukasten aus 14 klassischen Elementarteilchen, der sich um austauschbare Zusatzstoffe wie Zeitgeist und Massenkompatibilität ebenso wenig schert, wie um die vielbeschworene »political correctness« oder aufgeblähten Epos-Einheitsbrei. Ausschließlich schmalzige Synthie-Schnunkler aus den 80er-Jahren loopen? Lockereasy! In 2013 ein Album auf Kassette releasen? Normaler Move! Unergriffen von der temporellen 90s-Rap-Rückkehr durch die Beastcoast oder Schwesta Ewa, montieren Björn Eric Schaufel und Jay Spaten ihre frugalen Flows weiterhin auf klassizistische Trueschool-Trisonaten, um zugezogene Pressevögeln, traurige Mailoder-Verkaufsstrategen und natürliche alle schlechten Rapper durch den rhythmisierten Rinnstein zu ziehen. Die Kombination aus schwarz-humoristischer Punchline-Meteorologie und Untergrund-Überzeugung gestaltet den halbstündigen Überlebenskampf gegen Wackness-Windmühlen und Trendchart-Terror dabei zu einer unterhaltsamen Throwback-Safari, die Hiphop-Dinosauriern und der Generation Hashtag gleichermaßen vor Augen führt, dass Humor und Persönlichkeit stets die besten Werkzeuge im Deutschrap-Betrieb waren.