Review

Kon

On My Way

BBE Records • 2013

Dank der unzähligen Mixtapes mit seinem Sparringpartner Amir, kategorisiert der gemeine Vinyl-Junkie Kon primär als geschmacksicheren Cratedigger, der erlesene Rare Groove-Perlen vor das triggernde HipHop-Volk wirft. Doch wer die »On Track«-Serie mal genauer untersucht, dem dürfte auffallen, dass Kons Sets stets mehr dem Dancefloor, als dem Drumcomputer verschrieben sind – nicht umsonst bezeichnet er sich selbst als »professional ass mover«. Die selbstgekochten Beats seines Debüts »On My Way« beinhalten daher vor allem Soft-Grooves, die sich am Fluchtpunkt von Disco und Dance-Musik der 1980er-Jahre sammeln und eher tanzbare BPM-Zahlen paginieren. Four-To-The-Floor-Gerüste stützen jazzfunkige Hubba-Bubba-Synthesizer im Stil der späten Earth, Wind & Fire, slicke Slapbässe treffen auf virtuose Powerchord-Pianos und summieren ein musikalisches Lichtspiel, das sich die schlitzohrigen Arrangements von Nile Rodgers, Quincy Jones oder Frankie Knuckles reflektiert. Doch die rund 50-minütige Fusion-Feier ist leider so vorhersehbar wie eine handelsübliche Mottoparty. Egal ob Georg Levins acid-jazzige Nuancen in die Discokugel streut oder Deep-House-Homie Ben Westbeech sich halogen-gleich über das stampfende »You Don’t Know« legt – Kons Stücke verharren in beinahe schnürbrüstiger Geradlinigkeit auf der Fährte ihrer Referenzpunkte. Ein paar Claps auf zwei und vier, eine bratzige Bassline dort, dazwischen klassische Keyboard-Riffs aus dem Electro-Boogie-Baukasten. In diesem Sinne ist »On My Way« mehr Pilgerfahrt als Geocaching, mehr Erkundungstour als Entdeckungsreise. Doch wer auf bereits beschrittenen Pfaden ausschließlich den Wegweisern folgt, bleibt letztlich auch nur auf der Strecke.

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On My Way
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