Das ist die Platte, die Madonna nie gemacht hat. Denn »Nocturnes« ist belangloser, eintöniger und langweiliger – selbst als die letzten Alben der Queen Of Pop. »Don’t you know that I gonna keep on dancin‘, dancin‘ to the beat of your heart?« Zeilen, die einem nahelegen, dass der eigene Herztod offenbar bald bevorsteht. Dazu ein Sound, der aus der übelsten Konserve stammt, inspiriert von den Achtzigern. Victoria Christina Hesketh macht es niemandem mit diesem Album leicht, denn unverkennbar schlummert ganz tief unten irgendwo Talent und Gespür für gute Momente bei Little Boots. »Confusion« kommt vom Aufbau und Arrangement ziemlich nett daher. Und dann kommen wieder Sachen wie »Every Night I Say A Prayer«. Durchlaucht von künstlichem Klavier und künstlichem Rhythmus klebt der ganze Song und zieht sich wie ein Kaugummi. Das irritiert an dieser Stelle nicht mehr, aber gehört trotzdem zu den ganz üblen Songs von »Nocturnes«. Klar, 1986 wären ganze Diskothekensäle zu dem Ding eskaliert und bei »Shake« hätten die Hintern in Spandex-Hosen abgewackelt. Aber wer will das? Oder besser: Wer will das heute noch? Denn »Nocturnes« macht einen mit jeder Wiederholung aggressiver. Was soll das? Fragen und keine Antworten. Mit ihrem zweiten Album kocht Little Boots den ganzen Kram wieder auf, der eigentlich längst in der Versenkung verschwunden sein sollte. Elektropop in schickstem Revisionismus. Und dann passieren einem Alben, die wohl selbst Madonna zu doof gewesen wären.
Nocturnes